Feilschen um Worte

Beim indisch-pakistanischen Gipfel wird stundenlang um gemeinsame Erklärung gerungen. Anhaltende Gewalt in Kaschmir überschattet Dialog

AGRA afp/taz ■ Trotz anhaltender Differenzen um Kaschmir haben Indien und Pakistan bei ihrem Gipfeltreffen die Fortsetzung des Dialogs vereinbart. Ohne eine Lösung des Kaschmir-Konflikts könne es kein Ende der Feindseligkeiten zwischen beiden Staaten geben, sagte Pakistans Präsident Pervez Musharraf gestern zum Abschluss des zweitägigen Gipfels im nordindischen Agra. Mit Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee vereinbarte er ein weiteres Treffen in Pakistan.

Vertreter der beiden Atommächte stritten am Abend noch über die Passage zu Kaschmir in der gemeinsamen Abschlusserklärung. Dies führte immer wieder zu Verschiebungen der Abschlusspressekonferenz. Beobachter werteten dies allerdings als positives Zeichen dafür, dass die Regierungschefs wirklich den Hauptstreitpunkt ernsthaft diskutiert hätten.

Musharraf schlug einen Drei-Punkte-Plan zur Annäherung beider Staaten vor. Mit dem Gipfel in Agra sei der erste Schritt getan. Als zweites müssten beide Seiten anerkennen, dass die Lösung des Kaschmir-Konflikts der Schlüssel für alle weiteren Maßnahmen sei. Danach müssten beide Seiten Lösungen für die umstrittene Region erörtern, bekräftigte Pakistans Staatschef. Für Indien steht die Souveränität über das Gebiet nicht zur Diskussion. Vielmehr will Delhi über Kaschmir nur unter Sicherheitsaspekten und als Teil eines umfassenden Dialogs sprechen. Der Streit um den Stellenwert der Kaschmir-Frage verhinderte bisher jede Annäherung.

Von „wichtigen Meinungsverschiedenheiten“ war in der abschließenden Gesprächsrunde zwischen Vertretern der beiden Außenämter die Rede. Kaschmir ist seit Ende der britischen Kolonialherrschaft zwischen Indien und Pakistan umstritten. Beide Länder führten bereits zwei Kriege um die Himalajaregion. Indien kontrolliert die südlichen zwei Drittel des Gebiets. Jammu und Kaschmir ist Indiens einziger Bundesstaat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Seit 1989 führen islamistische Rebellen mit Pakistans Unterstützung dort einen blutigen Unabhängigkeitskrieg. Bei Schießereien zwischen Rebellen und Armee seien seit Sonntagabend mindestens 31 Menschen getötet worden, meldete Indiens Polizei. Damit starben seit Beginn des Gipfels mehr als 60 Menschen bei Gefechten und Anschlägen in der Region.