Kein Wundermittel: Mammografie

■ Mammascreening-Zentrum öffnet heute seine Türen zur Besichtigung. 70 Prozent von 70.000 Bremerinnen müssen teilnehmen, damit das Projekt Aussagekraft hat

Das monatelange Ringen um die richtigen Worte auf den Informationsschreiben und Einladungen zur Brustkrebsfrüherkennung im Bremer Mammografie-Screening Zentrum war nicht umsonst. Die Frauen wissen, was sie in der Knochenhauerstraße erwartet, wo drei speziell geschulte Röntgenassistentinnen Brüste röntgen – in einer für die Frau möglichst stressfreien Atmos-phäre. „Wir waren erstaunt, wie gut die Frauen informiert sind“, sagt der ärztliche Leiter des Zentrums, Hans Junkermann. „Die haben die Broschüren sehr genau gelesen.“

Dort sind nicht nur die Hoffnungen vermerkt, die mit den Reihenuntersuchungen an gesunden Frauen zwischen 50 und 69 in den drei Modellregionen Bremen, Wiesbaden und Weser-Ems-Gebiet einhergehen. BefürworteInnen verlassen sich auf Studien, nach denen die Sterblichkeitsrate zumindest in dieser Altersgruppe erheblich gesenkt werden kann. Die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe hatte zäh dafür gerungen, dass auch über die Nachteile und offenen Fragen des Screenings aufgeklärt wird. In den Broschüren wird deutlich, dass das Screening kein Wundermittel ist und psychische Belastungen mit sich bringt. Auch Befürworter räumen ein, dass nicht alle durch die Röntgenaufnahmen entdeckten Krebsherde sich zu tödlichen Geschwüren entwickeln müssen, und dass auch die Entdeckung in einem frühen Stadium nicht immer einen tödlichen Krankheitsverlauf verhindern kann.

Eine derart kritische Debatte um das zunächst auf drei Jahre festgelegte Modellprojekt habe er im Vorfeld nicht erwartet, sagt Junkermann. „Sonst fordern Frauen immer, dass auch in Deutschland wie in Schweden und den Niederlanden Reihenuntersuchungen zur Früherkennung stattinden.“ Im Nachhinein bewertet er die Auseinandersetzung um Formulierungen und Rahmenbedingungen des Screenings als positiv. Die mehrfach überarbeiteten Informationsbroschüren seien durch das Engagement der Kritikerinnen sehr gut geworden.

Vor gut vier Wochen hatte das Gesundheitsamt in einer Testphase die ersten Bremerinnen angeschrieben und ihnen die Teilnahme an dem Modellprojekt mit einem konkreten Termin angeboten. Genaue Zahlen, wie viele tatsächlich der Einladung folgen werden, gibt es noch nicht.

Klar ist aber, dass 70 Prozent der rund 70.000 Bremerinnen teilnehmen müssen. Erst dann kann sicher festgestellt werden, ob die Reihenuntersuchungen an gesunden Frauen das Sterblichkeitsrisiko wirklich mindern. „Am Montag dieser Woche waren 21 Frauen eingeladen“ sagt die Sprecherin des Zentrums, Antonia Hanne. Von denen seien sieben gekommen, noch einmal sieben hätten sich einen einen neuen Termin geben lassen. Ein Drittel blieb ganz weg.

Eröffnet wird das Zentrum erst am kommenden Donnerstag, in Anwesenheit der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Am Montag darauf würden die eigentlichen Einladungen rausgehen, sagt Sprecherin Hanne. Sie ist zuversichtlich, dass das Zentrum nach der dreijährigen Modellphase nicht wieder die angenehm gestalteten Räume verlassen muss, sondern sesshaft wird. Dafür spricht ein Antrag der rot-grünen Bundesregierung. Danach sollen für die Mammografie zum einen erstmals Qualitätsstandards festgeschrieben werden. Zum anderen soll die Mammografie als Früherkennungsmaßnahme jetzt auch bei gesunden Frauen von den Kassen getragen werden. ei