Demonstrationen in der Love Parade

DJs wollen nun doch um 17 Uhr der Technoparade für zehn Minuten die Musik abdrehen. Aus Protest gegen das Gebaren der Veranstalter. Und die Paradengegner der „Aktion 2000“ kündigen eine Überraschungsparty an

In ihrem 13. Jahr erlebt die Love Parade nun noch eine echte Neuigkeit. 27 DJs wollen morgen um 17 Uhr auf ihren Trucks für zehn Minuten in den Plattenstreik treten. Zudem wollen sie später der Abschlussrede von Dr. Motte an der Siegessäule die akustische Verstärkung verweigern.

Hintergrund ist ein eigentlich schon beigelegter Streit zwischen den DJs und den Veranstaltern der Love Parade um Strukturen und Finanzierung des Technoumzugs (taz berichtete). Der Geschäftsführer der Love Parade GmbH, Andreas Scheuermann, hatte den DJs und Wagenbetreibern nach einer ersten Streikandrohung zugesagt, sie zukünftig bei der Organisation der Parade mit einzubeziehen. Die Szene, angeführt von den Wagenbetreibern, dem Techno-Magazin Raveline und Partyveranstaltern sollte zusammen mit den Machern der Love Parade, der Love Parade GmbH und Planetcom, und Vertretern des Senats ein gemeinsames Konzept für die Parade 2002 erarbeiten.

Doch nun ist die gemeinsame Sitzung im September abgesagt. In der Nacht zu Donnerstag schickte Andreas Scheuermann den Wagenbetreibern eine E-Mail, in der eine Beteiligung der Szene an der Paradengestaltung als noch nicht endgültig vereinbart gilt. „Jetzt ist Schluss“, kommentiert Cengis Celik vom Techno-Magazin Raveline, das die Wagen auswählt und organisiert. Geplant ist der Abschied von den Machern der Love Parade. Die Szene will 2002 eine eigene Parade auf die Beine stellen – auf der ursprünglichen Strecke, dem Ku’damm. Auf der morgen stattfindenden Love Parade seien echte Raver kaum noch zu finden, so Celik. Und eine „Love Parade ohne Szene ist nichts weiter als ein Karnevalsumzug“. Die Hinhaltetaktik der Veranstalter hätte bereits mehrere Sponsoren vergrault und unzählige Wagen absagen lassen. Zudem ist man in der Szene überzeugt, dass im nächsten Jahr kaum jemand zur Parade kommen wird, sagt Celik. Deswegen sei es endlich an der Zeit, das Konzept zu ändern.

Über so viel Trubel in den eigenen Häusern würde sich die Hotelbranche freuen. Doch der Ansturm auf Zimmer blieb dieses Jahr aus. In allen Kategorien gebe es noch Zimmer, so die Sprecherin der Berliner Tourismuszentrale, Nataschea Kompatzki. Lediglich die Jugendherbergen und Jugendgästehäuser seien ausgebucht. Alle daheim gebliebenen können den Raver-Rummel aber auch gemütlich vom heimischen Sofa aus anschauen. Nationale und internationale Kamerateams werden in alle Welt von dem Großereignis berichten. Besser als der Parade-Teilnehmer kann der Sofaheld dann auch die Hochzeit von drei Paaren während der Parade begutachten. Auf einem weißen Truck von Lovestern Galaktika soll ein freier Priester die Raver symbolisch trauen, so Ronny Lamek von der Agentur Friends & Sons.

Sollte es dann doch zu langweilig auf der Parade werden, können die Raver zur „Überraschungsparty“ der Aktion 2000 am Rande der Parade wechseln. Zur Abwechslung können sie dort gegen das Massenspektakel protestieren. DUNJA ALFERMANN