Federleichte Weizenbiere

■ Die wahren Globalisierungsgegner fahren nicht nach Genua, sie bleiben hier und trinken Regionalbier – allerdings aus Bayern, wo Flaschenbiere „Alpinator“ heißen

Beck's schmeckt immer so, wie man sich fühlt – also meistens schlecht.“ Das „Bierlexikon“ von Jürgen Roth fällt ein hartes Urteil über die Bremer Hausmarke. Sowas würde Jörn Friedrichs nie tun. Weil es nicht seine Art ist, aber auch „weil gegen ein gut gezapftes Haake Beck nichts einzuwenden ist.“ Der friesisch-blonde, aus Bremen stammende Importeur bayrischer Biere mit Firmensitz in zwei Garagen Nähe Osterdeich kann aber eines nicht leiden: „Wenn jemand an seiner Biermarke krallt.“

Warum soll man nicht mal wechseln, fordert er die eingefleischten Freunde der grünen 0,33er Flaschen auf. Obwohl, so einfach ist das mit dem Abwechseln gar nicht im Land der „Fernsehbiere“ (Jörn Friedrichs) Jever und Beck's.

Doch während die Beck's Brauerei sich anschickt am ganz großen Globalmarkt teilzuhaben, rettet Jörn Friedrichs alias „Der Bayernfriese“ die regionalen Marken – solange sie nur aus Bayern kommen, nicht zu teuer sind und nicht zu abgespacet. 112 Sorten hat er zurzeit im Sortiment, dazu kommt noch das ein oder andere Saisonbier – Festbier, Osterbier, Maibock – und noch keines hat einen Supermarkt von innen gesehen. „Die werden nur im Umkreis der Brauerei vertrieben, also höchsten 50 bis 100 Kilometer“, weiß er. „Im ungebundenen Getränkehandel oder eben in dem Gasthaus, in dem sie auch gemacht wurden.“ Meist verfügen sie über einen eigenen Tiefbrunnen, über eigene Hopfen- und Gerstefelder und kontrollieren so das Produkt von den Zutaten bis zum Vertrieb. Gefährdet seien diese kleinen Brauereien durch die großen Marken nicht. „Die besetzen eine Nische, und wollen auch gar nicht größer werden.“

Eine einzige Bieragentur organisert den Vertrieb, dort kauft der Bayernfriese Helles, Dunkles, Weizen und Pilse. Aber die Bieragentur nimmt ihm heute nur ab, was er früher selber getan hat. „Aus jedem Bayern-Urlaub hab ich einen Kofferraum voll Bier mitgebracht – wie andere Wein. Da hab ich immer viel Besuch gehabt“, lacht er. Aber endgültig sei die Idee für den eigenen Laden erst entstanden, als er im Ski-Urlaub das Hefeweizen seines Lebens entdeckt hat. Im Kleinwal-sertal. Das Huppendorfer Bräu hat es ihm so angetan, dass er gleich von Bremen aus die Brauerei kontaktierte und die ihm die Adresse der Agentur gab.

Aus den „Verkaufsräumen“, zwei liebevoll eingerichteten Garagen in einer Parallelstraße zur Clausthaler (sic!) Straße springt denn auch Vielfalt ins Auge. Glänzende Plöpp-Verschlüsse, wie man sie hier vom Flensburger kennt, schreiend bunte Etiketten mit Wiesen drauf und Hirschen, große, kleine, mittlere Flaschen, grüne, braune und gelbe. Festbiere, Bockbiere, Weizenbiere, Starkbiere, mit keinem, mit wenig, mit ganz viel Alkohol. Aus Franken, aus dem Allgäu, der Oberpfalz, dem bayrischen Wald. Und mit so ansprechenden Namen wie Bayerator, Triumphator, Alpinator, Impulsator. Das sind die Namen der Doppelböcke, um die fünf Prozent haben diese Terminatoren unter den Bieren.

„Aber es gibt in Bayern auch wunderbare Leichtbiere. Nächste Woche bekomme ich ein federleichtes Weizen“, schwärmt Friedrichs. Eine andere Spezialitäten ist das Vollmondbier – es wird nur 12 Mal im Jahr gebraut in Rettenbach im Allgäu. Mit diesem Bier feiert eine Bremer Kneipe demnächst Vollmond-Party. Ein bisschen Mut zum Pittoresken gehört halt auch dazu, wenn man in weiß-blauen Garagen bayrisches Bier verkauft. Dazu gehört auch der alte Gerätewagen der freiwilligen Feuerwehr Dörrenbach/Pfalz, „das Löschfahrzeug“, mit dem er demnächst seine Kundschaft beliefern will. hey