Dringender Tatverdacht gegen Adelinas Stiefvater

■ Möglicherweise belastende Blutspuren und Textdokument noch nicht ausgewertet

Die Polizei verdächtigt nach wie vor den verhafteten Stiefvater der seit drei Wochen verschwundenen zehnjährigen Adelina aus Bremen-Kattenturm. Er bestreitet jede Beteiligung an ihrem spurlosen Verschwinden. Die Polizei rechnet damit, dass über das Wochenende geklärt wird, ob der Tatverdacht sich erhärtet oder der 31-Jährige aus der Untersuchungshaft zu entlassen ist.

Eine Schlüsselrolle bei den Ermittlungen spielt ein „Textdokument“, das den Tatverdächtigen belastet – möglicherweise eine Gesprächsaufzeichnung. Das Textdokument sei aber in einem selten gesprochenen Dialekt verfasst, sagte der Leiter der Sonderkommission (SOKO) „Adelina“, Werner Meyer. Weil zwei vorläufige Übersetzungen zu entgegengesetzten Ergebnissen führten, ist ein Bundeskriminalamt-Beamte auf dem Weg in das Heimatdorf des Mannes an der Grenze zum Kaukasus.

Wie berichtet waren außerdem geringe Mengen von Blut in der Wohnung des Tatverdächtigen gefunden worden. Auch hier konnte gestern noch nicht bestätigt werden, dass die „latenten Blutanhaftungen“ von Adelina stammen. Der 31-Jährige wurde bereits am Dienstag festgenommen, weil sich aus dem Textdokument und dem Verhalten des Mannes ein Tatverdacht ergeben hatte, sagte SOKO-Leiter Meyer. Daraufhin sei die Wohnung des Mannes zum ersten Mal in Hinblick auf den Tatverdacht durchsucht worden. Dabei stellten die Ermittler zum Teil mit Reinigungsmitteln entfernte Blutspuren sicher, die beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden untersucht werden. „Wie alt das Blut ist, lässt sich durch die Analyse nicht klären“, sagte ein Sprecher zur taz. Adelina hatte sich gelegentlich in der Wohnung aufgehalten. „Sie hatte zu ihrem Stiefvater ein „fast ganz normales Verhältnis“, sagte Meyer.

Über ein Tatmotiv machte die Polizei keine Angaben. Die deutsch-russische Mutter des Kindes lebt schon seit längerem von ihrem russischen Mann getrennt. Im Falle einer Scheidung würde er abgeschoben. Der Scheidungstermin steht kurz bevor. An die Mutter sei Adelinas Stiefvater aber nicht in erpresserischer Absicht heran getreten, sagte der SOKO-Leiter.

Adelina ist am 28. Juni auf dem rund 150 Meter langen Rückweg von ihrem Urgroßvater in die Wohnung der Mutter spurlos verschwunden. Der SOKO-Leiter Meyer wollte nicht darüber spekulieren, ob Adelina noch lebt. „Wir hoffen es.“ Es werde nach wie vor in alle Richtungen ermittelt. Zu dem Oldenburger Entführungsversuch gebe es keinen Zusammenhang. Der Mann hatte ein Alibi. ei