Und weit und breit kein Hardrock
Orte für ein blaues Wunder (III): Das Hardrock Hotel in Las Vegas, Nevada, ist einzigartig. Einzigartig furchtbar
Hardrock Hotel, Las Vegas, Nevada? Das soll ein Witz sein?
Nein.
Das hat doch sicher was mit dem Hardrock Café zu tun?
Natürlich.
Das Hardrock Café ist die furchtbarste Cola-und-Burger-Kette der ganzen Welt.
Völlig klar. Aber das Hardrock Hotel ist offiziell einer der 25 coolsten Plätze der Welt.
Wer sagt das?
Das Hardrock Hotel.
Wo muss man wohnen?
Auf keinen Fall im 2. Stock in Zimmer 327. Das ist nämlich genau hinter der Hardrock Gitarre vom Eingang (siehe Foto). Da sieht man mit Mühe eine traurige Palme. Kostet dafür auch nur 79 Dollar, wenn nicht gerade Kongress ist oder Wochenende.
Was empfehlen Sie?
Zimmer mit Aussicht.
Was für eine Aussicht?
Aussicht auf den Hardrock Pool. Den besten von Las Vegas. Das ist auf der anderen Seite vom Foto.
Was kostet das?
Wenn Sie heute Mittag noch einchecken: 169,95 Dollar pro Nacht. Und nächstes Wochenende 299 Dollar pro Nacht.
Ist das nicht etwa teuer?
Tja. Da müssen Sie kommen, wenn nicht Kongress oder Wochenende ist. Leider ist immer Kongress oder Wochenende.
Was ist mit diesem Pool da?
Palmen, Rutschen, viele Becken. Und die Sicht ist überall prima.
Das ist doch nicht etwa frauenfeindlich gemeint?
Wo denken Sie hin. Das betrifft sämtliche Geschlechter.
Ist das auch alles pc?
Informieren Sie sich bitte unter hardrockhotel.com. Da kann man das Poolgeschehen prüfen. Mit der „Live Bikini Cam“.
Ich bin Silikongegner.
Vergessen Sie’s.
Wozu braucht man überhaupt einen Pool? In dieser Stadt?
Was glauben Sie, wie heiß es in Las Vegas jetzt ist? Die durchschnittliche Höchsttemperatur im Juli und August liegt bei 105 Grad Fahrenheit.
Ist das heiß?
Das ist so heiß, dass man den ganzen Tag nichts anderes machen kann als am Pool liegen.
Was ist mit der Stadt?
Welche Stadt?
Was ist mit dem Teufel Glücksspiel? Entgeht man dem im Hardrock Hotel?
Natürlich nicht. Es funktioniert wie jedes andere Casino in Las Vegas. Nur dass immer höllenlaut Musik läuft. Egal ob am Pool, im Fahrstuhl oder im Zimmer.
Was für Musik?
Mehrheitsfähige Musik.
Aber nicht mittelmäßiger Adult Orientated Rock für mittelmäßige, weiße Lahmärsche?
Äh, ja, so muss man das nicht nennen. Bruce Springsteen halt. Doobies. Supertramp. Am Dienstag spielt Bryan Adams live.
Hm. Hat das Hardrock Hotel wenigstens ein gesundes politisches, also linkes und ökologisches Konzept?
Aber, natürlich. Save the planet! Steht auf jedem der Milliarden Plastik-Souvenirartikel drauf.
Aber heißt es nicht bei der Band Heinz aus Wien: „Samstagabend im Hardrock Café tun mir die Augen so weh und die Ohrn. Ihr habt alle schon verloren, weil ihr da seid“?
Ja. Das stimmt ganz genau so.
Lassen Sie uns zusammenfassen: Das ist also alles nur eine verlogene Fassade, ohne jegliche ethische, moralische und musikalische Qualität – und dazu noch affenheiß.
Richtig. Das ist Amerika. Die Welt, in die wir unsere Kinder gesetzt haben. Aber schauen Sie sich mal bei Nacht die erleuchtete Hardrock Gitarre vor dem Hardrock Hotel an. Bombig. CAROLA KÖNIG
