solitärer satsang-meister

John de Ruiter

Er war 17, als er „erwachte“. John de Ruiter hatte sich für einen Job vorgestellt und wurde vertröstet. Nach eigenem Bekunden stellte sich der in Kanada geborene Sohn niederländischer Einwanderer an jenem Tag die Gottesfrage – und: „Plötzlich öffnete sich alles, das ganze Universum, außen und innen zugleich. Es war grenzenloses Wohlwollen, unendliche Liebe.“ Ein Jahr schwebte er solchermaßen auf Wolken, bis er wieder auf die Erde prallte. Jahre grub er vergeblich nach diesem Urzustand: „Es war wie in einem unendlichen Mutterbauch, wo alles vollkommen und ganz ist.“ Vor fünfzehn Jahren fand er in den Uterus zurück.

Heute lebt der 42-Jährige davon, weltweit tausende Sinnsuchende in Retreats durch gemeinsames Schweigen, Fragen und Antworten auf den Weg zum wahren Ich zu leiten. In und um sein Haus in Edmonton wächst die Schar der Jünger. 300 sollen es derzeit sein. Seine Präsenz in der Welt finanziert er durch Einnahmen aus Sitzungen, Büchern, Kassetten und Videos. Unter Sektenexperten gilt er als „Neuoffenbarer“ mit religiösem Führungsanspruch. Die USA, die in den 80er- und 90er-Jahren diverse negative Erfahrungen mit Bhagwan und den Davidianern machte – bis zu einem Massenexodus 1993 im texanischen Waco –, hat ihre religiöse Toleranz tiefer gehängt und John de Ruiter die Einreise verboten.

Was sich in John de Ruiters Sitzungen abspielt, hat sich in den letzten drei Jahren hierzulande zur Satsang-Bewegung ausgeweitet, die seit 1990 bereits andernorts durch verschiedene Lehrer, die sich wiederum auf den indischen Heiligen Sri Ramana Maharshi berufen, Zulauf findet. „Satsang“ ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet „Zusammensein in Wahrheit“.

PETRA WELZEL