Mehr Tat- als Verhandlungssache

■ Geringe Gewinnspanne: Hamburger Ökoläden zum Wegfall des Rabattgesetzes

Es darf gehandelt werden: Seit am Mittwoch das Rabattgesetz fiel, kann, zusätzlich zum ohnehin laufenden Sommerschlussverkauf (30. Juli bis 11. August), ab sofort jeder Kunde feilschen, wie er lustig ist. Ob und mit welchem Erfolg liegt dabei nicht immer ausschließlich am guten Willen der Händler. Wie reagieren zum Beispiel Ökoläden auf die neuen Möglichkeiten potenzieller Käufer? Sehen sie sich mit ihren ohnehin vergleichsweise oft teureren Produkten besonders im Nachteil?

Kaum, sagt Renate Augustin, Inhaberin des Wollfachgeschäfts „PurPur Wolle“; für sie ändere sich nichts Wesentliches. Wenn Kunden handeln wollten, erläutere sie ihnen ihre ohnehin geringe Gewinnmarge. Zwar sieht sie einen immer größeren Konkurrenzdruck im Einzelhandel, der sich in diesem Jahr wieder am sehr früh gestarteten Sommerschlussverkauf zeige. Dass die Ökoläden davon mehr als andere betroffen sind, daran glaubt Augus-tin allerdings nicht. Die meisten Kunden verstünden die höheren Preise und seien nach wie vor bereit, diese zu zahlen: „Die kaufen lieber nur ein oder zwei hochwertige, statt zehn billige Stücke.“

Das sieht Heidrun Meyer ähnlich. Sicher, den Schlussverkauf mache auch sie – „das geht nicht anders“ –, aber sonst seien ihre Preise im Textilladen „NaturSchön“ so knapp kalkuliert, dass sie größere Rabatte nur durch vorheriges Hochsetzen der Preise ermöglichen könnte. Auch Meyer hat vermerkt, dass die Lage für Einzelhändler allgemein schwerer wird, doch das sei bei ihren Ottenser Geschäftskollegen auch nicht anders als bei ihr.

Für Peter Weissbach von „Auf leisen Sohlen“ ist die Änderung kein großes Thema. Klar, bei älteren Schuhmodellen sei ein Rabatt drin, auch der Schlussverkauf läuft wie überall. Aber großes Feilschen – „das machen wir nicht“.

Auch Annette Wiemke kann sich das nicht leisten. Natürlich würde, gerade bei guten Kunden, bei „Natürlich Gehen“ ein zweites Paar Schuhe auch mal ermäßigt abgeben. Aber von Vorteil sei der Wegfall des Rabattgesetzes „auf keinen Fall“. Auch wenn sie weiß, dass viele ihrer Kunden „selbst nicht zu den Besserverdienenden“ zählen, verkaufe sie die Schuhe schließlich auch „nicht, um reich zu werden“.

David Böcking