: kirchen und staaten
Bruderzwiste auf dem Balkan
Der Status der orthodoxen Nationalkirchen bestimmt im orthodoxen Denken wesentlich den Status der betreffenden Nationen. Weil zum Beispiel die Orthodoxe Kirche Montenegros mit der Gründung Jugoslawiens von der Serbischen Orthodoxen Kirche „annektiert“ wurde – wie ihr Klerus behauptet – muss sie heute um ihre Autokephalie ebenso kämpfen wie die Gesellschaft um die staatliche Unabhängigkeit.
Die serbische Kirche tut sich schwer damit, die mazedonische als gleichberechtigt anzuerkennen. Ähnlich reagiert der orthodoxe Klerus in den Nachbarländern Bulgarien und Griechenland. Dieser Umstand weist parallel auf den politischen Status Mazedoniens. In allen drei Staaten gibt es Bestrebungen, Mazedonien in den eigenen Staatsverband einzugliedern. Deshalb sehen sich die slawischen Mazedonier auch politisch nicht nur durch die Ambitionen der Albaner bedroht, sondern auch von Seiten der orthodoxen Brüder. Das Land sei „von Feinden umgeben“, heißt es volkstümlich.
Da es auch mazedonische Minderheiten in Bulgarien, Griechenland und Albanien gibt, kam es in der Vergangenheit wiederum zu territorialen Ansprüchen der slawischen Mazedonier an die Nachbarländer. E.R.
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