Heute Nacht rollt der Atommüll

■ Protest-Kundgebungen im Schanzenviertel und in Harburg. Mahnwache bei HEW

Heute Nacht werden wohl die lange erwarteten Atommüll-Transporte durch Hamburg rollen. Wie von der taz hamburg bereits kurz berichtet, haben AtomkraftgegnerInnen Kundgebungen und spontane Aktionen entlang der Strecken angekündigt. „Wir werden diese Transporte nicht ohne Proteste hinnehmen“, erklärte Marco Carini, Sprecher der Bürgerschaftsgruppe Regenbogen. „Sie bedeuten eine Gefährdung der Hamburger Bevölkerung und gewährleisten den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke.“

Insgesamt werden 100 verbrauchte Brennelemente aus vier deutschen Atomkraftwerken in der Wiederaufbereitungsanlage La Hague erwartet. Gut die Hälfte davon soll aus Brunsbüttel und Stade kommen. Die Transporte waren zuvor mehrfach verschoben worden, zuletzt wegen der Beerdigung von Hannelore Kohl.

Die häufige Verlegung und starke Bündelung der Atomtransporte beweise den Erfolg der bisherigen Proteste und den hohen Druck, der auf den Betreibern laste, erklärte der Bürgerschaftsabgeordnete Lutz Jobs. „Zum einen wird durch die Proteste der politische Preis für diese Transporte in die Höhe getrieben, zum anderen aber auch der tatsächliche Preis durch die enorme Polizeipräsenz massiv erhöht“, so der Mann vom Regenbogen.

Der Strahlenmüll aus Brunsbüttel wird wahrscheinlich über die Güterumgehungsbahn durch Eidelstedt, Alsterdorf, Barmbek und Horn über die Elbbrücken nach Harburg gebracht. Alternativ könnte er über Elbgaustraße, Sternschanze und Hauptbahnhof rollen. Die Waggons aus dem AKW Stade passieren Neugraben, Heimfeld und Harburg. In Maschen werden beide Transporte zusammengekoppelt.

Der Regenbogen hat für heute Abend, 18 Uhr, eine Kundgebung am S-Bahnhof Sternschanze angemeldet. Dort werde es einen Infopunkt geben, der bis vier Uhr morgens besetzt sein soll. Der Aktionskreis gegen Atomkraft (Aga) hat überdies eine Mahnwache neben der HEW-Zentrale in der City-Nord, unweit der Güterumgehungsbahn, angemeldet. Die Atomkraft-GegnerInnen südlich der Elbe treffen sich um 17.30 Uhr vor dem Arbeitsamt Harburg. Gernot Knödler