Briefmarken aus dem Drucker

Ab Ende August will die Post die elektronische Briefmarke einführen. Der Datenschutz scheint gewährleistet. Doch ein Brief könnte teuerer werden

„Wer den Dienst nicht nutzen will, kann ja auch weiterhin Briefmarken kleben“

BERLIN taz ■ Briefmarkensammler könnte die Ankündigung der Deutschen Post aufgeschreckt haben. Denn gestern gab das Unternehmen bekannt, ab Ende August Briefmarken über das Internet anzubieten. Statt bunter Bildchen werden dann auf Briefen schwarzweiße Punktcodes kleben, die ziemlich unattraktiv aussehen dürften.

Für die Nutzung des neuen Postdienstes brauchen Kunden einen Personalcomputer mit einem Drucker und einen Internetanschluss. Außerdem muss auf dem Computer die Post-Software „Stampit“ installiert werden. Und das funktioniert so: Der registrierte Briefschreiber lädt sich aus dem Internet einen persönlichen Frankier-Code herunter. Dieser wird anstelle der konventionellen Briefmarke auf den Briefumschlag gedruckt. Lesegeräte bei den Briefstellen der Post überprüfen dann die Echtheit der Codierung, die den Adressaten, das Datum und die Postgebühr verschlüsselt. Die Kosten für die Software liegen bei 163 Mark. Zusätzlich berechnet die Post nach sieben Monaten eine monatliche Grundgebühr von 4,60 Mark.

Doch die neue Methode soll auch Geld sparen helfen: Die Frankierung sei letztlich einfacher als bei den üblichen Frankiermaschinen, führt die Post aus – und es ginge schneller.

Nach Angaben des Postsprechers Christian Brockert testete die Post das System in den vergangenen drei Monaten bei 48 Pilotkunden „erfolgreich“. Außerdem hätten sich über das Internet schon 25.000 Interessenten für den Dienst registrieren lassen. Ein Manko sei aber noch, dass keine Auslandsbriefe und Päckchen frankiert werden können. „Das soll erst ab November möglich sein, weil wir den neuen Dienst am Anfang noch nicht so überfrachten wollten“, sagte der Postsprecher.

Die Pläne zur Einführung der elektronischen Briefmarke hatte in der Vergangenheit Kritik von Datenschützern auf sich gezogen. Diese sahen die Möglichkeit, dass die Post Angaben über Adressaten, Empfänger und Art des Briefes speichern könnte, um Nutzerprofile zu erstellen.

Diese Bedenken scheinen sich aber zerstreut zu haben. Nach über einjähriger Prüfung des Bundesbeauftragten für Datenschutz sieht die Behörde keinen Grund, die elektronische Briefmarke zu beanstanden. Der Behördensprecher Werner Schmidt sagte der taz, „im System gibt es keine Datenspeicherung“. Adressat und Codes müssten nur kurz verglichen werden, um sicherzugehen, dass die elektronische Marke vom registrierten Nutzer nur einmal verwendet werde. Schmidt bezweifelte, ob es ein „tatsächliches Missbrauchsrisiko“ gibt. „Wer den Dienst nicht nutzen will, kann ja auch weiterhin Briefmarken kleben.“

Auch der sonst kritische Verband der Postbenutzer äußert keine datenschutzrechtlichen Bedenken. „Eine Kennung des Adressaten hat es zum Beispiel auch beim Freistempeln schon gegeben“, wiegelt Verbandsreferentin Dorothee Herresthal ab.

Dennoch sieht man die Pläne zur Einführung der elektronischen Briefmarke mit gemischten Gefühlen: Auch wenn die Post auf das angeblich große Interesse an dem neuen Dienst während der vergangenen Cebit verweist, sei zu bezweifeln, ob es wirklich so viele Nutzer geben wird. Der vergleichbare Dienst „e-post“ in den USA wurde „wegen mangelndem Interesse komplett wieder eingestellt“. Außerdem kritisiert der Verband, dass die Portokosten mit der Anwendung letztlich steigen könnten. Dorothee Herresthal sagte der taz, „durch Monatsgebühr und Onlineverbindungen könnten Briefe teurer werden, als wenn sie per Hand frankiert werden“. MARIUS ZIPPE