Legal Kiffen in Kanada

Der Konsum von Marihuana für medizinische Zwecke ist seit gestern manchen Menschen offiziell erlaubt

TORONTO ap ■ Seit gestern sind in Kanada Besitz und Anbau von Marihuana für medizinische Zwecke freigegeben. Unter die neuen Bestimmungen fallen Menschen mit unheilbaren Krankheiten im Endstadium und solche, die an Symptomen von Krankheiten wie schwerer Arthritis, Krebs, Aids und Multipler Sklerose leiden. Wer privat Marihuana für medizinische Zwecke anbaut, muss sich Kontrollen unterziehen und darf keine Vorstrafen haben. Darüber hinaus erteilt die Regierung Lizenzen an Privatfirmen, die Marihuana zu Forschungszwecken anbauen.

„Mit dieser bahnbrechenden Entscheidung wollen wir dazu beitragen, die Lebensqualität schwer kranker, insbesondere todgeweihter Kanadier zu verbessern“, erklärte Gesundheitsminister Allan Rock bei der Vorstellung der neuen Richtlinien. Um Missbrauch zu verhindern, sollen Berechtigte einen Ausweis mit Foto erhalten. Marihuana lindert nach den Erfahrungen Betroffener Schmerzen und andere Krankheitssymptome sowie Nebenwirkungen von Arzneien und Chemotherapie wie Übelkeit.

Unerwähnt ließ Rock, dass die Regierung in Ottawa mehr oder weniger zu diesem Schritt gezwungen war. Denn das Berufungsgericht der Provinz Ontario hatte im vergangenen August entschieden, dass das generelle Marihuana-Verbot gegen die Charta der Rechte und Freiheiten des Landes verstößt. Hätte Ottawa nicht binnen eines Jahres reagiert, wäre der Gebrauch der Droge in Ontario generell legal geworden, was möglicherweise eine Legalisierung im Rest des Landes nach sich gezogen hätte.

Einzelne Kranke hatten sich bereits zuvor gerichtlich das Recht auf Marihuana erstritten, allen voran der in Toronto lebende Terrence Parker. Er leidet seit seinem vierten Lebensjahr an Epilepsie und kann seine Anfälle nach eigenen Angaben mit etwa drei Marihuana-Zigaretten täglich unter Kontrolle halten. Der 45-Jährige wurde seit 1977 wiederholt wegen Drogenbesitzes festgenommen. 1997 urteilte erstmals ein Richter, dass Parker das verfassungsmäßige Recht hat, Marihuana zu medizinischen Zwecken zu konsumieren. Rund 70 Cannabispflanzen, die die Polizei beschlagnahmt hatte, mussten ihm zurückgegeben werden.