Forschung überprüft

Wissenschaftssenatorin Goehler warnt vor Wettlauf bei der Genforschung und fordert: Keine Profs auf Lebenszeit

Die Senatorin für Kultur und Wissenschaft, Adrienne Goehler (parteilos), will alle Berliner Forschungsvorhaben zur Gentechnik auf den Prüfstand stellen. „Ich lasse mir gerade sämtliche Projekte auflisten, die genetische Zellforschung betreiben“, sagte Goehler im taz-Interview. Sie wolle „ganz einfach Bescheid wissen“ und später „keine Überraschungen erleben“. Berlin dürfe sich nicht „am Wettlauf um den Import embryonaler Stammzellen beteiligen, den sich die Ministerpräsidenten Gabriel und Clement gerade liefern“. Derzeit werden in Berlin, so die Senatorin, nach ihrem Kenntnisstand „keine Forschungsprojekte mit menschlichen embryonalen Stammzellen durchgeführt“.

Gleichzeitig forderte Goehler die Berliner Hochschulen dazu auf, Professoren künftig nicht mehr auf Lebenszeit zu berufen. „Lebenslänglichkeit ist nicht nur im Gefängnis keine besonders gute Option“, sagte die von den Grünen nominierte Politikerin. Erste Schritte würden mit der Einrichtung von Juniorprofessuren an der Humboldt-Universität bereits getan. Nur so könnten die Hochschulen „schnell auf Veränderungen reagieren“.

Goehler, die vor ihrem Amtsantritt als Präsidentin der Hamburger Kunsthochschule höchst umstritten war, will auf ihrem neuen Posten stärker nach Konsenslösungen suchen. „Das Label ‚streitbar und umstritten‘ langweilt mich“, sagte sie. „Wenn man mit einer solchen Erwartung konfrontiert wird, dann kann es subversiv sein, zu sagen: Die erfülle ich gerade nicht.“ RAB

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