Nagelprobe für Eisenhammer

■ Der Kampf um Dollars: Schwergewichts-Boxer Wladimir Klitschko will am Sonntagmorgen den US-Markt erobern

Eisenhammer, wie Box-Weltmeister Waldimir Klitschko in den USA genannt wird, will im Land der unbegrenzten Dollar-Börsen endlich Nägel mit Köpfen einschlagen. Am Sonntagmorgen um vier Uhr soll der Schwergewichts- Champion der World Boxing Organization (WBO) in Las Vegas den weithin unbekannten Amerikaner Charles Shufford auf die Bretter schicken, um von der Öffentlichkeit in den USA als möglicher Rivale für die Marktführer Lennox Lewis, Hasim Rahman, John Ruiz, Evander Holyfield oder Mike Tyson anerkannt zu werden. Als angenehmes Zubrot gibt es eine Börse von rund vier Millionen Mark.

„Wladimir Klitschko“, schwärmt der amerikanische Box-Journalist James Rall, „ist der beste Schwergewichtler der Welt. Er hat die Größe, die Stärke, das Tempo und die Kraft.“ Doch Rall sieht auch ein Manko: „Das einzige, was ihm noch fehlt, ist die Anerkennung. Doch diese wird er nicht erhalten, wenn er weiter gegen die Shuffords dieser Welt boxt.“ Der 28-jährige Shufford steht zwar in der WBO-Rangliste an Position neun, doch in einer unabhängigen Computer-Rangliste findet er sich auf Platz 30 wieder.

In Europa ist der in Hamburg lebende „kleine“ Klitschko an sportliche und finanzielle Grenzen gestoßen. Größeres Renommee und prallere Börsen gibt es nur noch in den USA. „Sich dort zu präsentieren und einen Namen zu machen, ist aber unheimlich schwer“, erklärt der 25 Jahre alte Ukrainer und stöhnt: „Der Markt und die Konkurrenz ist riesengroß.“

Der WBO-Weltmeister weiß: Je mehr Präsenz mit Siegen im US-Fernsehen, desto schneller der Aufstieg zum Gipfel der Giganten. Darum soll er im Herbst erneut in den USA gegen Lance Whitaker kämpfen lassen. Lewis und Tyson kriege er nur vor die Fäuste, räumt der promovierte Sportwissenschaftler, Musikliebhaber und Bücherwurm Klitschko ein, wenn sein Name in den USA eine „Hausnummer“ ist. Erst dann sei „eine dementsprechend hohe Börse zu verteilen“ und mithin das Interesse der Platzhirsche geweckt.

Seit Wochen bereitet sich Klitschko in Las Vegas auf das Duell vor. Dabei bleibt ihm aber noch genug Muße, über Land und Leute zu staunen. „Amerika ist eine verrückte Welt. Las Vegas, New York – das ist wie auf dem Mars.“ Amerika sei „vor allem Maximalismus“. „Extrem stark sein, extrem groß sein, extrem luxuriös. Amerikaner stehen auf extreme Sachen und auf Dollar.“ Auf Letzteres steht Klitschko auch. Franko Koitzsch