zahl der woche
: In der Chemie ist die Arbeit am teuersten

Ausländische Konkurrenz holt aber auf

Wie es sich für eine Unternehmervereinigung gehört, beklagt der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) die überaus hohen Arbeitskosten in Deutschland. 76,37 Mark koste es in Deutschland, einen Mitarbeiter eine Stunde zu beschäftigen – so viel wie nirgendwo in Europa.

Die hohen Kosten in Deutschland sind eine Seite der Medaille. Eine andere ist der Vergleich mit der ausländischen Konkurrenz, und da können sich die Chemieunternehmer die Hände reiben. Die wichtigsten Industrieländer passen sich bei den Arbeitskosten langsam dem deutschen Niveau an. Das zumindest hat eine aktuelle Studie des BAVC herausgefunden.

Der Grund: Seitdem 1999 feste Euro-Wechselkurse eingeführt wurden, können EU-Länder den Anstieg der Produktionskosten nicht mehr mit der Abwertung der Landeswährung auffangen. Gleichzeitig steht die Mark nicht mehr unter Aufwertungsdruck. Glaubt man der Studie, verzeichneten zum Beispiel Frankreich, Belgien und die Niederlande in den vergangenen Jahren stärkere Anhebungen der Arbeitskosten als Deutschland.

Alles in allem hat sich seit 1995 bei den Arbeitskosten in der Chemie der Abstand Westdeutschlands zu zwölf Industriestaaten von durchschnittlich 40 auf 32 Prozent verringert. Das ist auf den ersten Blick zwar immer noch eine ganze Menge, doch seit 1995 ist die Produktivität in der westdeutschen Chemieindustrie um ein Drittel gestiegen. „Das hat den Kostenabstand fast eingeebnet“, sagt Hans-Günter Glass vom BAVC.

Die Chemieindustrie zieht aber auch aus der Schwäche des Euros ihre Gewinne. Wegen des Kursrückgangs der Gemeinschaftswährung im vergangenen Jahr haben sich zum Beispiel die Arbeitskosten der japanischen Chemieindustrie um 18 Prozent den deutschen Kosten angenähert.

Eines wird bei der ganzen Zahlenjongliererei mit der Eurowährung aber gerne vergessen: die bescheidenen Tarifabschlüsse der Chemiearbeiter im letzten Jahr. Diese mussten sich mit einer 2-stufigen Lohnerhöhung um jeweils 2 Prozent begnügen.

MARIUS ZIPPE