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edmontonian des tages: donovan bailey

Als der junge jamaikanische Sprinter Donovan Bailey Kanadier wurde und das Land auf den Laufbahnen der Welt immer besser vertrat, war er genau die Medizin, welche die kanadische Leichtathletik brauchte. 1988 hat ein anderer nach Kanada ausgewanderter Jamaikaner namens Ben Johnson das Sprintteam gründlich in Verruf gebracht, ein Untersuchungsausschuss der Regierung, welcher haarsträubende Dopingpraktiken offenlegte, tat ein Übriges. „Als wir auf dem Nullpunkt waren, hat er uns in die Weltspitze zurück gebracht“, sagt die kanadische Trainerin Molly Killingbeck, gedankt wurde es Bailey, glaubt man ihm selbst, nicht genug.

„Ihr mögt eben keinen Erfolg“, hielt der 33-Jährige noch vor dem letzten Rennen seiner Karriere bei der WM den einheimischen Reportern vor. Sein großes Ziel, den Endlauf, erreichte Bailey zwar nicht, trotz einer Verletzung aber immerhin das Semifinale, in dem er Sechster wurde.

Zumindest das Publikum bereitete ihm anschließend einen glanzvollen Abschied mit stehenden Ovationen. „Die Leute in Kanada haben mich immer unterstützt“, sagte der Sprinter danach und fügte pathetisch hinzu: „Ich wollte der kanadischen Leichtathletik Würde und Respekt zurückgeben, jetzt ist dieser Kreuzzug beendet.“

Die größte Freude hatte der Weltmeister von 1995 seinen Landsleuten gemacht, als er 1996 die US-Sprinter in deren eigener Burg Atlanta bei Olympia aus allen Wolken riss, indem er nicht nur die 100 m gewann, sondern auch den Staffelstab als Erster ins Ziel brachte. 200- und 400-m-Champion Michael Johnson forderte ihn daraufhin zu einem 150-m-Rennen in Toronto, musste aber mit einer Zerrung aufgeben. Die 1,5 Millionen US-Dollar, die Bailey dafür bekam, sind bis heute das höchste Preisgeld der Leichtathletik. MATTI LIESKE

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