Beck's soll „Flaggschiff“ werden

■ Das „operative Unternehmensergebnis“ muss sich unter Interbrew verfünffachen, wenn sich Beck's rentieren soll

Der belgische Bierriese Interbrew will mit dem Kauf der Bremer Traditionsbrauerei Beck&Co die Marke Beck's zum Flaggschiff des Konzerns machen. „Beck's ist eine weltweite Premium-Marke mit positivem Image und gutem Ruf“, sagte Interbrew-Chef Hugo Powell am Mittwoch in Bremen.

In Belgien ist der Aktienkurs von Interbrew nach Bekanntwerden des Kaufpreises um einige Prozentpunkte gesunken: 3,5 Milliarden Mark sind ein stolzer Preis, der nun von der Bremer Brauerei erwirtschaftet werden muss. In den letzten Jahren hatte Beck&Co eine Rendite von rund hundert Millionen Mark im Jahr.

Allein die Finanzierung des Kaufpreises erfordert für den Kapitaldienst ca. 280 Millionen Mark jedes Jahr. Auf der Kostenseite kommen die Ausgaben für die Marketing-Offensive dazu, wenn der neue belgische Investor den Absatz von Beck's deutlich steigern will. Diese Kosten müssen aus dem Beck's-Betrieb erst einmal gedeckt werden. Dazu verspricht Interbrew, mit Beck&Co im Jahre 2004 schon 80 Millionen Mark Gewinn zu machen. Die Konkurrenten von Interbrew, die Brauerei Scottish&Newcastle, bezeichneten den Preis von 3,5 Milliarden Mark vor diesem Hintergrund als „sehr hoch“ für eine unwahrscheinliche Anlage („terrific asset“). „Eines der teuersten Geschäfte in der Geschichte der Brauerei“, zitiert die Financial Times Branchenkenner.

Interbrew-Chef Powell begründete den hohen Kaufpreis für Beck&Co mit der Konzentration auf ein Angebot internationaler Premium- und Spezialbiermarken. Basis sollten lokale Marken und Märkte bleiben. Mit Blick auf den größten Biermarkt in den USA sei jedoch eine Weltmarke wie Beck's notwendig. „Diese Gelegenheit kommt in fünf Jahren nicht wieder.“ Der Interbrew-Chef sicherte Beck&Co dabei eine tragende Rolle in Bremen zu: „Becks ist das Flaggschiff von Bremen. Wir haben nicht 3,5 Milliarden Mark investiert, um die Möbel in Bremen umzurücken“, sagte Powell.

Mit Einsparungen im Personalkosten-Bereich ist die erforderliche Summe nicht zu erwirtschaften, sondern nur durch Expansion im großen Stil.

Das sieht auch der Mann so, der 25 Jahre lang Geschäftsführer von Beck&Co war und heute als Wirtschaftssenator auf der anderen Seite der Weser sitzt. Josef Hattigs Kommentar zu dem Kaufpreis: „Bei diesem Preis fühle ich mich geehrt.“ Hattig hatte den Versuchungen, andere Brauenreien zu übernehmen, immer widerstanden und jährlich mehr als 100 Millionen Mark ins Marketing für die „Marke“ investiert.

Angesichts der Bedeutung, die die Marke Beck's im Interbrew-Konzern bekommen muss, wenn der Kaufpreis sich „lohnen“ soll, fragt man sich in Belgien schon: „Haben sie das Vertrauen in Stella Artois – die eigene Marke – verloren?“

Powell will das weltweite Vertriebsnetz von Interbrew nutzen, um die Marke Beck's zu pushen. Dass Beck's in den vergangenen Jahren eher stagnierenden Absatz in der Welt hatte, sieht Powell dabei als Chance.

Klaus Wolschner