„Liebe taz...“ „Nur“ Menschen

Betr.: „Job-Rezept: Rotiert und anerkannt“, taz bremen vom 7. August 2001

Die Idee, den Pflegenotstand im Altenpflegebereich durch eine einjährige Qualifikation zu verhindern, hört sich gut an. Weshalb braucht man schon dreijährige Pflegekräfte? Pflegen kann doch jeder! Und wenn die älteren Mitbürger „still, satt und sauber“ im Bett liegen, ist die Landesregierung zufrieden – diese gehen dann ja nicht mehr wählen!

In der dreijährigen Ausbildung wird der Absolvent befähigt, auf die individuellen Bedürfnisse der älteren Mitbürger einzugehen und sie so zu fördern, dass sie einen schönen Lebensabend genießen können. Die Realität jedoch sieht dank der Politik anders aus. Unterbezahlte Pflegekräfte müssen viel zu viele Klienten versorgen und können so nur das Lebensnotwendige tun. Aber jetzt findet man eine Abhilfe – Mitmenschen, die schon im Altersheim ohne Ausbildung gearbeitet haben, sollen qualifiziert werden. Hört sich gut an, nur leider wird das nichts bringen, solange die miserable Arbeitssituation beibehalten wird. Denn diese Kräfte werden ja nicht zusätzlich eingestellt, sondern machen das selbe wie bisher – laienhaft pflegen mit viel unbezahltem Idealismus.

In jedem anderen Berufsfeld (zum Beispiel Bau) würde man über ein Konzept lachen, in dem eine ungelernte Aushilfskraft innerhalb eines Jahres eine volle Berufsfähigkeit bekommen soll. Aus gutem Grund macht man es in der Pflege – es geht ja nur um Menschen! Lukas Ohrnberger