Schnäppchenmarkt Brunei

Der in Ungnade gefallene Prinz des reichen Ölsultanats lässt in einer bizarren Auktion millionenschwere Luxusgüter sechs Tage lang versteigern. Dadurch sollen alte Schulden seiner bankrotten Firma beglichen werden.

SINGAPUR taz ■ Für Freunde vergoldeter Klobürsten ist derzeit das kleine südostasiatische Ölsultanat Brunei der Schnäppchenmarkt schlechthin. Denn dort findet seit Samstag in Jerudong nahe der verschlafenen Hauptstadt Bandar Seri Bagawan eine Versteigerung der ganz besonderen Art statt: Das britische Auktionshaus Smith Hodgkinson bietet sechs Tage lang tausende von Luxusartikeln an, die dem in Ungnade gefallenen Prinzen Jefri Bolkiah und seiner bankrotten Baufirma Amadeo Devlopment Cooperation gehörten. Sie füllen 21 Lagerhallen. Die britische Presse nennt es bereits „die größe Auktion aller Zeiten“.

Jefri hatte sich den Luxus über Jahre durch den Griff in die Staatskasse finanziert, die er um 16 Milliarden US-Dollar erleichtert haben soll. Der Playboy ist der jüngste Bruder des Sultans Hassanal Bolkiah, der vor der Asienkrise als einer der reichsten Männer der Welt galt. Die Krise stürzte Jefris Firma in eine Pleite, an der auch das reiche Brunei schwer zu tragen hat. Um wenigstens einen Teil der Schulden der Firma begleichen zu können, werden jetzt Jefris Luxusartikel versteigert. Der Prinz lebt inzwischen in London und Paris.

Neben goldenen Toiletten-Accessoires und 7.000 Tonnen edlen Marmors bietet die Auktion zwei Feuerwehrwagen, hunderte von TV-Geräten, Sofas im Cadillacformat, Ausrüstungen ganzer Luxushotels sowie Millionärsspielzeuge wie Flugsimulatoren für einen Airbus und einen Kampfhubschrauber an. Am ersten Tag kamen über 800 Gegenstände unter den Hammer. Die knapp eintausend Besucher mussten jeweils 550 Dollar Eintritt bezahlen, die auf den Erwerb angerechnet werden. „Die Auktion war ein Erfolg und ich bin froh, dass alles glatt ging“, sagte der Liquidator Allan Widdos nach dem ersten Tag. Eine chemische Reinigungsanlage erzielte mit 35.000 Dollar den höchsten Preis. Das Auktionshaus hofft bis zu 50 Millionen Dollar einzunehmen.

Für die Bewohner Bruneis zeigt die Auktion die maßlose Verschwendung ihres Königshauses. Zwar müssen die Bürger des kleinen Landes keine Steuern zahlen und genießen für asiatische Verhältnisse hohe Sozialleistungen. Doch kommen ihnen jetzt Zweifel an der richtigen Verwendung der Ölmillarden. Einige reiche Bürger bieten dagegen eifrig mit. „Hier gibt es viele Sachen, die sonst in Brunei nicht zu bekommen sind,“ sagte ein Geschäftsmann. Heute stehen Kronjuwelen auf dem Programm. SVEN HANSEN