IRA verhärtet ihre Position

IRA-Teilentwaffnungsangebot in Nordirland wird wieder zurückgezogen, weil Unionisten es ablehnen. Regierungen in London und Dublin überlegen nächste Schritte

BELFAST afp/dpa ■ Aus Protest gegen die schon wieder beendete 24-stündige Suspendierung der nordirischen Regionalregierung am Wochenende erwägt die IRA nach Angaben aus den eigenen Reihen, ihr Entwaffnungsangebot wieder zurückzuziehen. Die letzte Woche gemachten Vorschläge über eine freiwillige Waffenabgabe würden sehr wahrscheinlich nicht auf dem Tisch bleiben, sagte ein hochrangiger Vertreter gestern in Belfast der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben aus Sinn-Féin-Kreisen ist die IRA-Führung „wütend“ darüber, dass die Unionisten die Bereitschaft, die Waffen „dauerhaft unbrauchbar zu machen“, als ungenügend abgelehnt haben. Die IRA hatte dies vergangene Woche in einem nicht veröffentlichten Angebot an die internationale Entwaffnungskommission angekündigt. Laut Presseberichten wollte sie damit im November beginnen. Die nordirischen Protestanten sehen in der Waffenabgabe eine Grundvoraussetzung für einen Friedensplan.

Unterdessen begannen hohe Beamte des britischen Nordirlandministeriums und des irischen Außenministeriums mit Beratungen darüber, was in den kommenden sechs Wochen bis zur nächsten angekündigten Suspendierung der nordirischen Institutionen geschehen müsste, um das drohende Zusammenbrechen des Friedensprozesses zu verhindern. Die britische Regierung will dem BBC-Rundfunk zufolge einen Plan zur Neuorganisation der nordirischen Polizei veröffentlichen. Die republikanischen Nationalisten hatten unter anderem gefordert, mehr Einzelheiten über die künftige Struktur der bisher als prounionistisch geltenden Polizei zu erfahren. Über mögliche andere Teile des neuen britisch-irischen Versuchs war nichts zu erfahren. Es gebe bislang keine Pläne, die Konfliktparteien wieder an einen Tisch zu bringen, sagte ein Sprecher des Nordirlandministeriums gestern in London.