Betteln beim IWF

Argentinien hofft auf einen weiteren Milliardenkredit des Währungsfonds, damit Banken zahlungsfähig bleiben

Weiterhin geht die Sorge um, die Argentinienkrise könnte sich auf andere Länder ausweiten

BUENOS AIRES taz ■ Die argentinische Regierung bemüht sich um Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF), um das Bankensystem des Landes zu stützen. Nach Angaben von Finanzminister Jorge Baldrich verhandelt eine Delegation von hochrangigen argentinischen Regierungsbeamten, darunter er selbst und Finanzsstaatssekretär Daniel Marx, derzeit in Washington über ein Hilfspaket in Höhe von sechs bis neun Milliarden Dollar.

Zwar bestätigte der IWF die Gespräche mit Argentinien, die am Samstagabend beendet sein sollen, allerdings wollte IWF-Sprecher Francisco Baker keine weiteren Einzelheiten nennen. Er gab lediglich an, dass die Zahlung einer weiteren Rate in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar als Teil des bereits im Dezember vergangenen Jahres vereinbarten IWF-Kredits geprüft werde. Dabei handelt es sich um ein Hilfspaket, das 39 Milliarden Dollar umfasst. Als Bedingung für die Gewährung dieses Kredits verlangt der IWF von den Argentiniern ein Sparprogramm, dessen Umsetzung in den vergangenen Wochen immer wieder zu Streiks und Protesten geführt hat. Die Finanzhilfe des IWF im Verbund mit anderen internationalen Organisationen soll die Zahlungsunfähigkeit des mit 130 Milliarden Dollar verschuldeten Argentiniens verhindern. Fast 14 Milliarden des versprochenen Kredits stammen vom IWF.

Auf die Frage nach einer Bewilligung des von Baldrich genannten neuen Sechs- bis Neun- Milliarden-Pakets sagte Baker zu einer Nachrichtenagentur lediglich: „Sie können jedes Thema ansprechen, das sie wollen.“ Mit der zusätzlichen Finanzhilfe will die argentinische Regierung gegen einen Ansturm auf die Bankeinlagen besser gerüstet sein und die Liquidität des Bankensystems garantieren. Momentan werde das Geld nicht benötigt, hieß es bei der Zentralbank. Auch sei nicht geplant, damit Löcher im Schuldendienst zu stopfen, sondern nur die Krisenanfälligkeit der Banken senken.

Nach Ansicht von verschiedenen Bankenvertretern in Buenos Aires hat diese Summe daher eher einen symbolischen Wert, um Vertrauen in das Bankensystem zu schaffen. Sie hoffen, dass auf dieses Weise der Abzug von Kapital gestoppt und eine Liquiditätskrise der Banken vermieden wird.

Es wurde jedoch kritisiert, dass Baldrich Erwartungen geschürt und konkrete Zahlen genannt habe. Auch Wirtschaftsminister Domingo Cavallo hatte gesagt, er erwarte, dass die Delegation aus Washington nicht mit leeren Händen zurückkehrt. Allerdings gehen in Buenos Aires ansässige Banken davon aus, dass die Verhandlungen mit dem IWF keine schnellen Ergebnisse bringen werden. Allein im Juli fielen die Bankeinlagen um in Argentinien um sieben Prozent, von 78 Milliarden auf 71 Milliarden, wie die in Buenos Aires ansässige Fundación Capital berechnete.

Weiterhin geht die Sorge um, die Argentinienkrise könnte sich auf andere Länder der Region ausweiten. Geschürt wurden diese Ängste, als vergangenen Donnerstag die Rating Agentur Standard & Poor’s die Schulden Brasiliens als risikoreicher eingestuft hat als bisher. INGO MALCHER