Sorge um Ritalin

■ Antwort auf Regenbogen-Anfrage: Schulbehörde will Studie in Auftrag geben

Die Zahl der von Hamburger Kinderärzten und Kinderpsychiatern angeforderten Betäubungsmittel-Rezeptvordrucke hat sich seit 1997 von 8540 auf 17.580 im Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der Regenbogen-Gruppe hervor, in der sich der Senat höchstselbst in die Reihe der Ritalin-Kritiker einreiht.

Wie berichtet, wird das umstrittene Medikament, das als abgewandeltes Amphitamin unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, verstärkt Kindern und Jugendlichen verschrieben. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums hat sich der Verbrauch in den letzten fünf Jahren verfünffacht. Nach Berechnungen der Betriebskrankenkassen (BKK) wurde in Jahr 2000 fast jedes dritte Rezept in Hamburg ausgestellt.

Der Abgeordnete Lutz Jobs hatte nun genau wissen wollen, wie häufig das Medikament an welchen Schulformen verschrieben wird und wie Hamburg darauf reagieren wolle. Derartige Daten, so der Senat, könne er nicht liefern, da die ärztliche Versorgung der Kinder zum „Privatbereich der Familien“ gehöre. Wohl aber würden sowohl die Beratungsdienste als auch die Schulaufsicht eine „Zunahme“ von Kindern bemerken, denen Ritalin im Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten, wie Unruhe und geringem Konzentrationsvermögen ärztlich verordnet wird. Da dies das Beheben der „überwiegend nicht-medizinischen Ursachen“ wie beispielsweise häuslicher Probleme oder fehlender Bewegung erschwere, sei dies „ein zunehmdes Problem“.

„Dieser Anstieg muss von Medizinern kritisch hinterfragt werden“, sagt der zuständige Oberschulrat Peter Pape zur taz. Gleichzeitig mahnt er, das eine „Skandalisierung“ falsch sei, da dies vor allem den betroffenen Eltern schade. Die Schulbehörde wolle nun Geld für eine Studie bereitstellen, die bei 40 Kindern die Ursachen von Störungen untersucht und daraus einen diagnostischen Leitfaden entwickelt. Geplant sei zudem die Bildung einer Behörden-Arbeitsgruppe sowie Fachtagungen mit Medizinern.

Jobs reicht dies nicht aus. „Es bleibt nötig, dass in Hamburg gesondert untersucht wird, wie oft das Medikament verabreicht wird.“ Auch sei mehr Aufklärung nötig.

Kaija Kutter