maut in berlin
: Zweifelhaft und untauglich

Kaum etwas eignet sich besser zur Projektionsfläche kollektiver Ablehnung als der Lkw. Brummis stinken und verursachen horrende Kosten. Sie behindern die Fahrt, sind laut oder lassen ganze Stadtquartiere erzittern. Und wenn die Fahrer, „Rudi“, „Peter“ oder „Siggi“, mal aus dem Truck aussteigen, hat keiner was zu lachen. Daran haben auch nichts Kris Kristofferson mit „Convoy“ oder die Roadmovies mit Manne Krug und schon gar nichts der sexistische Dumpf-Spruch „Meiner ist 18 Meter lang“ geändert. Darum ist die Maut gut. Oder?

Kommentar von ROLF R. LAUTENSCHLÄGER

So berechtigt der Ärger und die Gebühr sind, so zweifelhaft und untauglich ist die Anwendung des so genannten Verursacherprinzips für Regionen wie Berlin. Deren Stadtautobahnen verstopfen nicht Trucks, sondern Pkws. Es ist der private Autoverkehr, der die Innenstadt in der Rushhour lahm legt. Es sind Opel, Golf, BMW, Daimler oder Renault und Mitsubishi, die den Lärm- und Emissionspegel konstant hoch halten. Wo bleibt die Maut für diese oder das Konzept zur Umsetzung des Modal-Split?

Ebenso untauglich ist, für die notwendige Versorgung der Stadt Kilometergeld zu fordern. So lange es keine Alternativen zum täglichen Güter- und Warentransport per Lkw gibt, braucht man sich über die Maut sowohl auf der Stadtautobahn als auch den städtischen Straßen nicht den Kopf zu zerbrechen. Erleichterungen für die Laster-Hasser dagegen könnten Leitsysteme, die Begrenzung der Tonnenzahl, die Berlin-Vignette und Öko-Brummis sein, wie die BSR sie testet.

Schließlich ist Verkehrssenator Strieders angekündigtes Veto gegen die Maut auf der Stadtautobahn richtig. Weder ist mit viel Geld von den Trucks aus Hannover nach Polen zu rechnen, befahren die doch weiter den äußeren Ring, noch ist es vernünftig, die Berlin-Lkws bluten zu lassen – siehe oben. Die Brummis quälen sich dann höchstens über Schleichwege durch die Stadt: zum Schaden der Anwohner und der Umwelt, der Verbraucher und des Geschäfts. Die Maut muss draußen bleiben, wohin sie gehört.