volkstümlich

Katrin Bemmann zu Traditionspflege

taz: Was halten Sie von der Volksmusik im Erzgebirge?

Katrin Bemmann: Dass die Traditionen gepflegt werden, finde ich gut. Eine andere Sache ist, was heutzutage als „volkstümliche“ Musik präsentiert wird.

Hören Sie da auch mal hin?

Ehrlich gesagt, nein . . .

Und kulturkritisch betrachtet: Soll man dagegen sein?

Wenn man da so einen Geschmack bedient, du liebe Güte, irgendwo hat der auch seine Berechtigung.

Und die „echte“ Volksmusik, wird die hier auch noch gespielt und gesungen?

Mein Vater sitzt hier in einem großen Orchester, kann sich aber trotzdem fürchterlich erfreuen an solchen echten, ursprünglichen Erzgebirgssachen. Regelmäßig würde ich mir das sicherlich nicht anhören. Aber es wäre ja schlimm, wenn wir an das „Alte Musik“-Festival mit Hochnäsigkeit rangehen würden. Nach dem Motto: Jetzt wollen wir denen mal beibringen, was echte Kunst ist.

Anderes Thema: Weihnachten. Wie geht es Ihnen damit?

Ich habe meine Engelskapelle stehen und meine Pyramide, das gehört einfach dazu.

Unter Kitsch ist das also nicht zu verbuchen?

Na ja, so ein Nordländer denkt vielleicht: Du liebe Güte, was machen die denn dort? Wenn man das aber kennt von klein auf, ist es einfach eine lieb gewordene Tradition.

Was ist eigentlich „lichteln“?

Dass man sich zusammensetzt, Kerzen anmacht und was bastelt oder was anderes tut; dass man sich am Kerzenlicht erfreut.

Machen Sie das auch?

Durchaus. Diese Ausstrahlung reicht ja bis nach Dresden. Und wenn man dann im Erzgebirge durch die Dörfer fährt, und an jeder Ecke steht und leuchtet so ein Schwibbogen, das hat schon seine Atmosphäre.

Katrin Bemmann ist Leiterin des Festes Alter Musik im Erzgebirge