irre royals
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von RALF SOTSCHECK

Das muss man sich mal vorstellen: Königin Elizabeth feiert nächstes Jahr ihr goldenes Thronjubiläum, aber ihre britischen Untertanen lässt das völlig kalt. „Wir sind ziemlich vorsichtig“, sagte ein Palastsprecher. „Wir befürchten, dass das Ereignis auf eine Welle der Apathie stoßen wird.“ Eine Liste mit Ereignissen anlässlich des Jubiläums, die Anfang des Jahres veröffentlicht werden sollte, gibt es immer noch nicht.

Vor 24 Jahren, zum Silberjubiläum, war die königliche Welt noch in Ordnung. Major Kit Aston tagte zwei Jahre lang mit seinen Ratskollegen, um alles zu planen. Er wurde geadelt, weil alles vorzüglich klappte. Die Queen und ihr peinlicher Gatte Philip gingen auf eine Tournee, die drei Monate dauerte, und das ganze Volk winkte ihr zu. In Glasgow standen 250.000 Menschen am Bahnhof, als der Sonderzug einlief. Mehr als 100.000 Straßenpartys fanden statt. Die Nation war im Union-Jack-Taumel. „Man weiß ganz genau, dass so etwas diesmal nicht geschehen wird“, unkte der Palastsprecher.

Was die Familie der Queen zum Jubiläum beitragen soll, weiß niemand. Lediglich Prinz Andrew hatte bisher eine Idee: Er würde gern das Magazin einer Sonntagszeitung herausgeben, und den Wunsch wird ihm sicherlich irgendein Blatt erfüllen – vielleicht der Sunday Independent, damit er wenigstens einmal royalistisch berichtet? Prinzessin Margaret wird, wenn sie dann noch lebt, ein Fässchen Famous Grouse Whisky zu Ehren ihrer großen Schwester leeren.

Margaret erlitt Anfang des Jahres schon wieder einen Schlaganfall, und seit sie sich die Füße in der Badewanne verbrüht hat, isst sie kaum noch etwas. Ihr Appetit ist seitdem von öffentlichem Interesse. „Margaret hat eine Marmeladenstulle zu sich genommen“, hieß es neulich in einer königlichen Verlautbarung. Früher war das anders. Lord Glenconner, der Margaret 1958 ein Grundstück auf der Karibikinsel Martinique geschenkt hat, sagte damals: „In den vergangenen 25 Tagen habe ich 48-mal mit Prinzessin Margaret zu Mittag getafelt.“ Man gönnt sich ja sonst nichts.

Elizabeth achtet dagegen auf jeden Penny. Ihre Ahnin Queen Victoria ist ihr ein warnendes Beispiel. Die musste im Jahr 1887 zu den Feierlichkeiten für ihr goldenes Thronjübiläum 6.000 Pfund aus eigener Tasche beisteuern. Das hat sie dermaßen geärgert, dass sie zehn Jahre später beim Diamantjubiläum ankündigte, alles abzusagen, falls sie erneut zur Kasse gebeten würde.

Diesmal ist das Kulturministerium für die Ausrichtung der königlichen Party zuständig. Der Ministerin Tessa Jowell graut davor, weil sie befürchtet, dass man sie für das zu erwartende Desaster verantwortlich machen wird. Um das Volk positiv einzustimmen, hat sie Pfingsten auf den 3. Juni verlegt und um einen Tag verlängert. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht: Die Briten werden das lange Wochenende vermutlich für einen Kurzurlaub nutzen, und die Queen sitzt allein zu Hause. Kultur-Staatssekretärin Kim Howells hält nicht viel von der verkommenen Familie, für die ihr Ministerium die Feier organisieren soll: „Die sind ja alle plemplem“, sagte sie.