Polizisten in Not

Die Kritischen PolizistInnen sind pleite und zerstritten. Mitglieder sollen der Humanistischen Union beitreten

BERLIN taz ■ Als Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) stehen die „Kritischen Polizisten und Polizistinnen e. V.“ vor dem Aus. Nach dem Willen des Vorstands soll sie nun als eigenständige Arbeitsgruppe innerhalb der renommierten Bürgerrechtsorganisation „Humanistische Union e. V.“ (HU) weiter existieren. Darauf hat man sich mit dem HU-Bundesvorsitzenden Till Müller-Heidelberg geeinigt. „Allen (auch ehemaligen) Mitgliedern der BAG Kritischer Polizisten wird angesichts der bevorstehenden Auflösung der BAG empfohlen, umgehend Mitglied der HU zu werden, wo die gemeinsam als wesentlich erachtete Arbeit in einer eigenen AG Kritische PolizistInnen effektiver als je zuvor weitergeführt werden kann“, heißt es in einer Erklärung des Vorstandes der „Kritischen“ vom vergangenen Wochenende.

Zwei schwere Prozessniederlagen gegen den Berliner Polizeipräsidenten Hagen Saberschinsky und einen seiner Polizeidirektoren haben den Verein in den Ruin getrieben. Bereits seit etwa drei Monaten steht er durch Beschluss des Amtsgerichts Hamburg unter Insolvenzrecht. Hintergrund der Verfahren war eine Presseerklärung der „Kritischen“-Sprecherin Bianca Müller in Zusammenhang mit dem Suizid einer Berliner Polizistin. Darin hatte sie Vorwürfe wegen Mobbings erhoben, die später jedoch nicht zu beweisen waren. Die mit der Prozessniederlage verbundenen Kosten von mehreren zehntausend Mark führten zu einem zermürbenden Dauerstreit zwischen Müller und dem ehemaligen Vorstandsmitglied Thomas Wüppesahl.

Die Auseinandersetzungen spalteten die „Kritischen“. In dem unnachgiebig geführten Kleinkrieg scheint jedes Mittel recht. In der gerade erschienenen Ausgabe von Unbequem, der Zeitung der „Kritischen“, ist im Impressum vermerkt, sie sei ausschließlich „vom Flügel um Thomas Wüppesahl“ zusammengestellt worden. Zuvor hatte Bianca Müller ihrem ehemaligen Vorstandskollegen per einstweiliger Verfügung untersagen, sich weiterhin als Bundessprecher zu bezeichnen. Zwar laufe gegen den Insolvenzbeschluss noch ein Berufungsverfahren, so Bianca Müller am Freitag, dennoch müsse der Verein nun aufgelöst werden. Zahlreiche Mitglieder waren in den letzten Monaten ohnehin schon ausgetreten. Ob es der Gruppe gelingen wird, innerhalb der HU zu ihrer früheren Geschlossenheit zurückzufinden, erscheint angesichts der tiefen Wunden, die man sich gegenseitig geschlagen hat, jedoch fraglich. OTTO DIEDERICHS