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LEO KIRCHS BEZAHLFERNSEHEN WIRD BILLIGER UND LOHNT SICH NICHTRan auf Premiere

Nun also doch: Premiere World wird billiger. Der Digital-Decoder d-box, bisher teuer zu erstehen, ist ab Oktober im Mietpreis mit enthalten. Für ganze 29,34 Mark pro Monat bricht die schöne neue Welt von Leo Kirchs Bezahlfernsehen künftig an – inklusive Bundesliga.

Na ja, ein bisschen Bundesliga: Zwar verspricht das neue „Premiere Basic“-Paket in der Tat „Alle Spiele. Alle Tore!“, allerdings nur in Form einer 60-minütigen Zusammenfassung ab 17.30 Uhr. Für immerhin dreißig Märker Grundeinsatz kriegt der Fußballfreund nun sensationelle neunzig Minuten vor der „ran“-Sendung auf Kirchs Sender Sat.1. Bei den übrigen Sportangeboten von Premiere mit Live-Übertragungen und Konferenzschaltung bleibt der Preis fast so hoch wie bisher. Für die Freunde des Ballsports ist die erneute Runderneuerung von Premiere also kaum Anlass zur Begeisterung.

Dass es jetzt, im zehnten Jahr nach Einführung des Bezahlfernsehens in Deutschland, erstmals ein verhältnismäßig günstiges Einstiegsangebot gibt – 15 Kanäle für 30 Mark monatlich –, wird Premiere nicht helfen. Und: Das neue Angebot illustriert die ungeheure Ignoranz, mit der die Kirch-Gruppe ihr Bezahlfernsehen allen Verlusten zum Trotz immer noch als Selbstläufer sieht, dessen Zeit schon kommen wird. Wer allerdings wirklich kommt, sind ernst zu nehmende Konkurrenten: Das deutsche Fernsehkabelnetz ist mittlerweile zu guten Teilen an multinationale Konzerne verkauft, die dort selbst in den kommenden Jahren frei empfangbare und kostenpflichtige digitale TV-Programmpakete vertreiben wollen. Und die haben gegenüber Premiere World einen entscheidenden Vorteil: Sie können über ihre Kabelnetze auch gleich Telefon- und Onlinedienste mit anbieten.

Mit „Premiere Basic“ dürfte Kirch immerhin ein bisschen Geld sparen: Wenn die neue Bundesliga-Zusammenfassung künftig 60 Minuten dauert, kann die kaum längere „ran“-Sendung auf Sat.1 künftig fast komplett daraus recycelt werden.

Von einer wirklich spannenden Neuerung in Sachen Fernsehfußball hat sich „ran“ in jedem Fall endgültig verabschiedet: Getreu dem bei den Olympischen Spielen 1996 und 2000 weltweit erfolgreichen Fernsehtrend, die Wettkämpfe zur Show für die ganze Familie zu machen, wollte auch die gefloppte „ran“-Langversion zur besten Sendezeit am Samstagabend neue, eigentlich sportmuffelige Zielgruppen erschließen. Bunte Geschichten rund um die aufregende Fußballwelt sollten vor allem Frauen vor dem Bildschirm halten.

Doch was dann zu sehen war, konnte bekanntlich nicht einmal der Kanzler seiner Familie zumuten. STEFFEN GRIMBERG

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