US-Hilfe bei der Operation „Sturm“

Der CIA soll Kroatien bei Offensiven gegen die Serben in der Krajina 1995 unterstützt haben. Für die nach US-Lesart „militärisch korrekten“ Aktionen müssen sich derzeit zwei Offiziere vor dem UN-Tribunal verantworten

WIEN taz ■ Der amerikanische Geheimdienst CIA mischte aktiv mit beim jugoslawischen Erbfolgekrieg. Das bestätigte am Montag erstmals ein ehemaliger Spitzenpolitiker des untergegangenen Vielvölkerstaates. Glaubt man dem kroatischen Exaußenminister Mate Granić, gab es zwischen CIA und dem kroatischen Geheimdienst SIS eine „gute Zusammenarbeit“. Ab wann diese bestand, lässt Granic offen, er räumt aber ein, ohne die „amerikanische Hilfe“ sei der kroatische Angriff auf die Stellungen der Serben 1995 nicht so leicht möglich gewesen.

Mit den Militäroperationen „Sturm“ (Oluja) und „Blitzschlag“ (Blijesak) gelang es dem damaligen kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman im Sommer 1995, den serbischen Erzfeind vernichtend zu schlagen. Bei dem bis dahin größten Truppenaufmarsch brachen 120.000 kroatische Soldaten in die Krajina, die selbst ernannte Serbenrepublik auf kroatischem Territorium ein. Bis zu 250.000 Serben ergriffen in jenen Augusttagen die Flucht.

Wie viele dabei Opfer von Vergeltung wurden, ist unklar. Selbst das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag nahm sich des Problems Krajina erst in diesem Jahr an, als es von Zagreb die Auslieferung der beiden führenden Generäle bei der Operation Blitzschlag, Ante Gotovina und Rahim Ademi, verlangte. Seit Juli sitzen beide in Haft, die Anklage lautet auf „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Viele Kroaten empfinden das als ungerecht und glauben, nachdem Serbiens Expräsident Slobodan Milošević sich im Gewahrsam der internationalen Justiz befinde, habe die internationale Gemeinschaft „zum Ausgleich“ zwei kroatische „Helden“ anklagen müssen. Diese Meinung wird nahezu in der gesamten kroatischen Presse vertreten. Zahlreiche Politiker haben sich ebenfalls auf diese Linie eingeschossen und mit ihnen die Oberen des heutigen Geheimdienstes.

Hauptinformant des CIA-Engagements scheint kein geringerer zu sein als der Sohn des verstorbenen Präsidenten, Miroslav Tudjman, den sein Vater während seiner Amtszeit zeitweise zum Geheimdienstchef ernannt hatte. Tudjman steckte dem amerikanischen Kriegsjournalisten Roy Gutman geheime Informationen über die Zusammenarbeit zwischen SIS und CIA, wie sie auf kroatischer Seite gesammelt vorliegen. In der jüngsten Ausgabe des US-Magazins Newsweek, zitiert Gutman Tudjman mit den Worten, zwischen CIA und SIS habe eine „De-facto-Partnerschaft“ bestanden. Die Amerikaner hätten ihre Luftaufklärung und die Auswertung von geheimen Funksprüchen der Serben den Kroaten überlassen, teilweise noch bevor diese an das Pentagon zur Auswertung weitergeleitet worden seien. Dabei sei von US-Seite festgehalten worden, die Militäroperationen „Sturm“ und „Blitzschlag“ seien militärisch korrekt verlaufen. Anders gesagt: Kriegsverbrechen an Zivilisten gab es nicht, Gotovina und Ademi könnten keine Mörder sein.

Die Amerikaner hätten, schreibt Gutman weiter, außerdem während des Balkankonfliktes einen geheimen Stützpunkt an der kroatischen Adriaküste bei Zadar unterhalten, von dem aus auch die militärischen Vorgänge im Kosovo bis zum Luftkrieg der Nato 1999 mit ausgewertet worden sein sollen. Weitere Details bleiben in dem Artikel offen. Jedoch: „Während der Kosovo-Operation“, gibt Exaußenminister Granić ebenfalls zu, „kooperierte Kroatien erfolgreich als Partner der Nato und der USA.“ KARL GERSUNY