„Bayer wird zahlen“

US-Rechtsanwalt Oesterrich klagt gegen Bayer im Auftrag möglicher Geschädigter des Medikaments Lipobay

taz: Wie viel Geld wollen Sie aus dem Bayer-Konzern für ihre Klienten herausschlagen?

Stephen Oesterrich: Es geht nicht darum, wie viel Geld wir bekommen können. Es geht darum, wie groß der Schaden ist, der ausgeglichen werden muss. Wie viel Schmerzen, wie viel Leid die Patienten ertragen mussten, weil der Bayer-Konzern Fehler gemacht hat.

Die Höhe des Schadensersatzes wird dadurch bestimmt, ob die Menschen wieder gesund werden oder ob sie bleibende Schäden davon tragen, weil sie mit dem Medikament Lipobay/Baycol behandelt worden sind. Um das Ausmaß der persönlichen Schäden festzustellen, haben wir Ärzte beauftragt, Gutachten anzufertigen. Erst danach können wir verhandeln.

Gibt es Obergrenzen für Schadensersatzansprüche in den USA?

Nein.

Wie viele Leute vertreten Sie?

Ich habe am Montag eine Klage für zwanzig betroffene Menschen vor dem Obersten Gericht des Staates New York eingereicht. Ich rechne damit, dass sich in den nächsten Tagen mehr Betroffene an mich wenden werden. Wir haben sowohl den Bayer-Mutterkonzern in Deutschland verklagt, als auch seine amerikanische Tochtergesellschaft.

In Florida soll ein Anwalt Zeitungsanzeigen geschaltet haben, um Lipobay-Geschädigte zu suchen. Haben Sie ihre Klienten auch so gefunden?

Die Menschen haben mich angerufen und gebeten, sie zu vertreten. Unsere Kanzlei schaltet keine Anzeigen.

Wann wird das Gericht den Prozess gegen Bayer eröffnen?

Das wird noch eine ganze Weile dauern. Zuerst hat jetzt Bayer die Möglichkeit, auf unsere Klageschrift zu antworten. Dann müssen verschiedene medizinische Gutachten beigebracht werden. Ich rechne nicht mit einem schnellen Verfahren. Wir werden einen langen Atem brauchen.

Hätte Bayer den Schlamassel vermeiden können?

Oh ja, Bayer hätte sich auf eine schnelle, unbürokratische außergerichtliche Einigung mit den Betroffenen verständigen können. Doch Bayer war nicht bereit, ohne besondere medizinische Gutachten die Initiative zu ergreifen.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass Bayer auch den Schadensersatz leistet, zu dem der Konzern verurteilt werden könnte?

Der Konzern Bayer ist in den USA aktiv. Er hat hier Produktionsstätte und Niederlassungen. Außerdem macht er einen großen Teil seines Umsatzes in den Staaten. Bayer ist ein international tätiges Unternehmen mit einer guten Substanz. Ich bin sicher, Bayer wird jede Summe, zu denen der Konzern verurteilt wird, zahlen können und wollen. Ich glaube nicht, dass es nötig sein wird, Eigentum des Konzerns in den Vereinigten Staaten beschlagnahmen zu lassen.

INTERVIEW: DAVID SCHRAVEN