Rückzug vor Recht

■ Anti-Antifa-Aktivistin zieht Klage gegen die taz hamburg zurück

Eigentlich sollte gestern vor der Pressekammer des Landgerichts Hamburg das Urteil im Fall Kosche gegen taz hamburg gesprochen werden. Doch so weit kam es nicht: Da das Gericht schon während der Verhandlung unmissverständlich deutlich gemacht hatte, wie es ausgehen wird, zog die Anti-Antifa-Aktivistin Thekla-Maria Kosche ihre Klage zurück. Sie will offenkundig nicht gerichtlich bescheinigt bekommen, dass ein Bericht über ihre Aktivitäten als bekennende Nationalistin und Aufklärerin der Neonaziszene den Tatsachen entspricht.

Beklagt wurde ursprünglich der Artikel „Die Feindaufklärerin“ vom 8. Februar 2001. Darin berichtete die taz über Kosches exponiertes Auftreten als Anti-Antifa-Fotografin bei rechten Aufmärschen in Hamburg und über ihre Aktivitäten im Internet. Aktueller Auslöser war damals, dass Kosche sich verstärkt bemüht hatte, als Subunternehmerin bei Fahrradkurieren tätig zu werden, die von alternativen Projekten und linken Betrieben bevorzugt werden. Mehrere Kunden hatten sich vergangenes Jahr in Kiel sowie im Winter dieses Jahres in Hamburg bei Kosches Arbeitgebern beschwert, weil sie sich von der Rechtsextremen ausspioniert fühlten. Beide Unternehmen haben ihr gekündigt.

Seit Jahren bemüht sich Kosche, die Anti-Antifa-Arbeit auszubauen. „Sie will mittels des Internets die Anti-Antifa professionalisieren und bei sich konzentrieren“, so die Journalisten Martin Dietzsch und Anton Meagerle, die für die Stiftung östereichischer Widerstand recherchierten. Seit 1997 agiere Kosche unter dem Pseudonym „Gothmag99“ im WorldWideWeb.

Nach einem internen Streit baute sie aus dem neonazistischen „Thule-Netz“ das „Nordland-Netz“ mit auf. Sie wollte nur „vertrauenswürdige“ Teilnehmer sowie „seltene und wertvolle Materialien“ austauschen. Zum offenen Bruch war es gekommen, als Kosche in Deutschland umherreiste, um die persönlichen Daten von Thule-Teilnehmern zu überprüfen. Auf ihrer aktuellen Website „redaxnord“ findet sich eine Rubrik über „linke Strukturen in Norddeutschland“, in der Adressen von linken Wohnprojekten und Zentren aufgelistet sind.

Vor kurzem ist Kosche wieder als Fahrradkurierin in Hamburg gesehen worden. pemü/as