: Boulami jagt Hasen und schockt Kenianer
Der Marokkaner Brahim Boulami läuft beim Golden-League-Meeting in Brüssel Weltrekord über 3.000 m Hindernis
BRÜSSEL dpa ■ Beim vorletzten Golden-League-Meeting der Leichtathleten am Freitagabend in Brüssel gab es noch einmal ein Feuerwerk der Spitzenleistungen. Für eine „marokkanische Nacht“ sorgten Brahim Boulami, der den Weltrekord über 3.000 m Hindernis um 44 Hundertstelsekunden auf 7:55,28 Minuten verbesserte, und Hicham El Guerrouj, der seine eigene Bestmarke über 1.500 m mit 3:26,12 Minuten nur um 12 Hundertstelsekunden verpasste. „Jeder Athlet, der Weltrekord läuft, ist überrascht“, sagte Boulami, der für den ersten Lauf-Weltrekord seit 1999 sorgte und dafür 50.000 Euro und einen Mittelklassewagen erhielt.
Sorgen musste sich der jüngste Sohn von zehn Geschwistern während des Rennens um das richtige Tempo machen. Während für den 29-jährigen Boulami bis zum ersten Kilometer alles nach Plan lief, ging im Mittelstück dem als Schrittmacher engagierten „Hasen“ die Luft etwas aus. „Ich musste den Hasen richtig anfeuern“, berichtete Boulami, der bei der WM in Edmonton wegen einer Fußverletzung nur Zehnter wurde. Zum Laufsport kam er durch seinen Bruder Khalid, der bei Olympia 1996 in Atlanta Dieter Baumann Bronze wegschnappte.
Deutlich wurde die Einzigartigkeit der Vorstellung von Boulani vor 45.000 Zuschauern im ausverkauften „König-Baudouin-Stadion“ dadurch, dass auch die ihn bis auf die letzten Meter verfolgenden Kenianer Reuben Kosgei (7:57,29) und Stephen Cherono (7:58,66) unter der Acht- Minuten-Grenze blieben. Sie konnten aber nicht verhindern, dass Kenia nach 23 Jahren diesen Weltrekord verlor.
Hicham El Guerrouj wahrte mit seinem vierten Golden-League-Sieg die Chance auf einen Anteil am 50-Kilo-Gold-Jackpot. Auch für Österreichs 800-m-Ass Stephanie Graf, der wie in Zürich die WM-Revanche gegen Maria Mutola gelang, und 3.000-m-Siegerin Olga Jegorowa aus Russland könnte das Finale in Berlin am kommenden Freitag zum großen Zahltag werden.
Ebenso wie Weltmeister Allan Johnson (USA), der nach vier Erfolgen über 110 m Hürden gegen Anier Garcia (Kuba) verlor, muss André Bucher aus der Schweiz um seinen Jackpot-Anteil bangen. Der 800-m-Champion von Edmonton verlor gegen den Russen Juri Borsakowski, der in 1:42,47 Minuten eine Jahresweltbestzeit aufstellte. Olympiasieger Nils Schumann gab in diesem Rennen nach 500 Metern auf. Der 23-Jährige war danach stinksauer: „Ich weiß nicht, woran es lag“, zischte der in dieser Saison vom Pech verfolgte Schumann, der nach einer langwierigen Oberschenkelverletzung bei der WM nur Fünfter geworden war.
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