Raps aus der Leopardenfellbadehose

„EinsZwo“ bleiben ihren Stilprinzipien treu. Am Montag erscheint ihr neues Album „Zwei“  ■ Von Eberhard Spohd

Etwas was Dendemann von EinsZwo schon immer machen wollte: eine Geschichte erzählen über die Leopardenfellbadehose seines Vaters, die er beim Tarzanspiel immer über die Cordhose zog. Auf dem Debutalbum des HipHopDuos wurde daraus Die Omi aus dem ersten Stock, ein Rap über seine Nachbarin mit den gleichen unregelmäßigen Schlafgewohnheiten wie er selbst. Auf dem am Montag erscheinenden Nachfolger Zwei taucht die ominöse Badehose dann doch noch auf: Im sehr persönlichen Stück Vatertag erwähnt Dendemann sie als einzige Schwäche, die sein Vater aufzuweisen hat.

„Ich brauchte einen Aufhänger. um schreiben zu können“, sagt Dendemann. Einfach einen imaginären Whack MC zu dissen, also über die qualitativ schlechtere Konkurrenz im HipHopBusiness zu schimpfen, war ihm nicht mehr genug. Da kamen ihm die persönlichen Geschichten gelegen: „Ich musste mich nur erinnern, ich musste nicht einmal nachdenken oder etwas erfinden.“ Und auf einmal wird aus dem Generationenkonflikt - „Mein Vater sagte mal zu mir: „Dein Leben ist genauso kaputt wie deine Frisur.“ - ein Liebeslied auf einen sehr vertrauten Menschen. Und inzwischen hat sich auch der Vater mit Dendemanns Lebensstil abgefunden: „Er hat lange Zeit gebraucht, um sich für die Musik und die Platten zu öffnen, aber auf das Stück war er schon stolz.“

Überhaupt ist Zwei ein sehr privates Album geworden. Das liegt zum einen an den Storys, die Dendemann erzählt - selbst vor dem Thema Heimat schreckt er nicht zurück. Zum anderen ist Eins-Zwo musikalisch viel dichter geworden. „Wir wollten mehr Musik haben und nicht nur Stimmung. Musik und Text sollten dabei viel miteinander zu tun haben“, beschreibt DJ Rabauke die Position, die er zusammen mit Dendemann vertritt.

War das erste Album noch einigermaßen soulig, landeten die beiden nun beim Jazz. Das war für EinsZwo nur logisch: „Ich wollte unbedingt Beats haben, die fast hackig waren und Löcher hatten im Beat. Und das bietet der Jazz mit seinen Steps und seiner eigenen Rhythmik“, sagt Dendemann. Doch sofort greift Rabauke korrigierend ein: „Das hört sich viel zu theoretisch an. Dabei ist es immer das Gleiche: im Plattenladen eine Platte anhören, für kaufenswert halten, mitnehmen.

Denn ihren beiden Stilprinzipien sind, EinsZwo treu geblieben. Zum einen kommen die Samples zu den Stücken fast ausnahmslos von den Lieblingsplatten des HipHopDuos, und als textkonstituierendes Element wirken immer noch die Cuts. Das heißt: Zunächst ist die Musik da, dann wird ein gesprochenes Zitat aus einem anderen HipHop-Stück zur Grundlage für die Reime, die Dendemann schreibt. Das Neue ist, dass das Zusammenspiel zwischen Musik und Text sehr viel stärker geworden ist. Dendemann setzt seine Raps rhythmisch präziser und abwechslungsreicher als früher, und im Gegenzug nutzt DJ Rabauke seine dadurch gewonnenen Freiheiten. Komplexere Beats und Sounds machen Zwei zu einem aufregenden Album.

Das nach Meinung von Dendemann noch aufregender hätte werden können: „Live-Musik, die die Samples ergänzt, finde ich im Moment ziemlich spannend. Da ärgern wir uns immer wieder, dass wir beide nie ein Instrument gelernt haben“, bedauert er die mangelnde musikalische Kompetenz. „Das ist wie bei Snap damals“, ergänzt Rabauke „die konnten auch keine Noten lesen.“ Aber da sind wir schon wieder beim bestimmenden Charakterzug von EinsZwo: diese grundsympathische Bescheidenheit, die noch meilenweit über die Musikalität der beiden hinausragt.

EinsZwo, „Zwei“ (Yo Mamal Zomba) erscheint am kommenden Montag, den 3. September