Schiff darf dümpeln

Australien weigert sich weiter, die Flüchtlinge von der „Tampa“ aufzunehmen. Das Schiff darf jedoch in seinem Hoheitsgewässer bleiben

FREIBURG taz ■ Die australische Regierung bleibt hart. Auch gestern verweigerte sie dem norwegischen Frachter „Tampa“ die Erlaubnis, rund 460 Flüchtlinge an Land zu bringen. Der Frachter liegt derzeit rund vier Seemeilen vor der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel. Er hatte die überwiegend aus Afghanistan stammenden Flüchtlinge am Sonntag an Bord genommen, weil die Fähre, mit der die Flüchtlinge illegal einreisen wollten, in Seenot geraten war.

Hart blieb aber auch der norwegische Kapitän Arne Rinnan. Obwohl sich 50 australische Elitesoldaten an Bord befinden, weigerte er sich, die australischen Gewässer zu verlassen. Sein Schiff sei ein Frachter und nicht auf den Transport großer Menschenmengen ausgerichtet.

Im Moment befinden sich die Verhandlungen in einer Sackgasse. Niemand bestreitet, dass Schiffbrüchige irgendwo an Land gehen müssen. Australien steht aber auf dem Standpunkt, dass Indonesien die Flüchtlinge aufzunehmen habe, weil sie in indonesischem Gewässer von der „Tampa“ an Bord genommen wurden. Indonesien lehnt dies ab. Premierminister Howard erklärte sich daraufhin sogar bereit, in Indonesion ein Auffanglager zu finanzieren.

Auch der Hinweis von Seerechtlern, dass für ein Schiff mit Schiffbrüchigen der „nächstgelegenen Hafen“ zu öffnen ist, überzeugte Howard nicht. Er verwies darauf, dass Kapitän Arne Rinnan die Flüchtlinge zunächst nach Indonesien zurückbringen wollte und nur aufgrund einer „Nötigung“ durch die Aufgenommenen die Weihnachtsinsel ansteuerte. Die Flüchtlinge waren teilweise in Hungerstreik getreten und hatten gedroht, von Bord zu springen.

Offen blieb gestern, ob die „Tampa“ und ihre Gäste nun selbst in Seenot sind. Der Kapitän hatte beim Anlaufen der Küste S.O.S. gefunkt. Australische Ärzte, die die Flüchtlinge gestern untersuchten, gaben jedoch Entwarnung. Eine Evakuierung aus medizinischen Gründen sei nicht notwendig. Premier Howard sprach daraufhin von einer „Täuschung“ durch den Kapitän.

Am Nachmittag lenkte die Regierung ein kleines Stück ein. Sie besteht nicht mehr darauf, dass die „Tampa“ sofort australisches Hoheitsgewässer verlässt. Bis die Verhandlungen mit Indonesien abgeschlossen sind, kann das Schiff erst mal vor Ort bleiben.

CHRISTIAN RATH