Unbeirrte Kämpfer

Aachener Friedenspreis für Pro Asyl und den japanischen Anti-Atom-Aktivisten Kazuo Soda

AACHEN taz ■ Die deutsche Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl und der Japaner Kazuo Soda sind am Samstag mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden. Der Japaner Soda überlebte 1945 den Atombombenabwurf auf Nagasaki und tritt seitdem weltweit für die Abschaffung und Ächtung von Atomwaffen ein. Der Preis wird seit 1988 an Menschen und Gruppen verliehen, die sich „von unten“ für den Frieden einsetzen.

Der Vorsitzende des Friedenspreisvereins, Gerhard Diefenbach, würdigte den nationalen Preisträger Pro Asyl als Organisation, die „unbeeinflusst und über viele Jahre hinweg unbeirrt“ Arbeit für Asylsuchende und Flüchtlinge leiste. Die Laudatorin Lea Rosh erinnerte an die Flüchtlinge aus Nazideutschland und kritisierte die heutige Asylpolitik, weil sie zulasse, dass „Menschen aus Angst vor der Abschiebung aus dem Fenster springen“, sich lieber umbringen, „als erneute Verfolgung, Verhaftung und Folter im Heimatland“ in Kauf zu nehmen. Pro Asyl kämpfe gegen eine Asylpolitik, die den Menschen ihre Würde nehme.

Pro-Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann mahnte in Aachen, durch eine unkontrollierte Globalisierung drohe „ein neues Jahrhundert der Flüchtlinge, das die Massenvertreibungen und den Terror des 20. Jahrhunderts noch in den Schatten stellen könnte“. Kauffmann rief zur Abkehr von einer Politik der „globalen Apartheid“ auf. Stattdessen müssten die Weichen für ein „Jahrhundert der Menschenrechte“ gestellt werden.

Den internationalen Preisträger Kazuo Soda nannte Lea Rosh eine „lebende Mahnung“. Bruder und Eltern des 72-Jährigen starben kurz nach dem Zweiten Weltkrieg an den Folgen der Atombombenexplosion, er selbst leidet an Krebs. Der Mitbegründer der japanischen Hibakusha-Bewegung von überlebenden Strahlenopfern nannte den Einsatz von Atomwaffen „ein unverzeihliches Verbrechen“. Man müsse sich des Risikos bewusst sein, dass es neue Atombombenopfer geben könne, solange es atomare Waffen gebe. „Wir Atombombenopfer sind der Menschheit verpflichtet, als überlebende Zeitzeugen lebenslang die Warnglocke zu läuten“, sagte Soda. MICHAEL KLARMANN