Frauen wollen global siegen

Der neue internationale Gewerkschaftsbund UNI lud gestern zur ersten Weltfrauenkonferenz nach Berlin. 400 Frauen aus 76 Ländern diskutieren zwei Tage lang über die Kommunikationsgesellschaft

aus Berlin HEIDE PLATEN

Starke Worte von starken Frauen waren gestern in Berlin zu hören: „Der Kampf geht weiter!“ und „Gemeinsam sind wir stark!“ Ein Jahr und neun Monate hat die Weltgewerkschaft „Union Network International“ (UNI), gegründet im Januar 2000, inzwischen gearbeitet. Gründungskongresse auf allen Kontinenten wurden vom neuen Hauptsitz in Nyon bei Genf aus organisiert, 15,5 Millionen Mitglieder weltweit registriert. Gestern eröffnete UNI ihren bis Sonntag dauernden 1. Weltkongress mit einer zweitägigen Weltfrauenkonferenz. Gastgeber ist die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di.

Die designierte Vorsitzende, die US-Amerikanerin Barbara Easterling, forderte die über 400 Delegierten aus 76 Ländern auf, daran mitzuarbeiten, „die Lohnkluft zwischen armen und reichen Ländern zu schließen“, gegen „frauenfeindliche Gesetze und Verträge“ zu kämpfen und Frauen die gleichberechtigte Teilhabe an den neuen elektronischen Arbeitsplätzen der New Economy zu sichern. „Der Kapitalismus hat sich global organisiert, deshalb müssen wir uns ebenfalls global organisieren.“ Frauen, so Easterling, Gewerkschaftssekretärin der „Communications Workers of America“, machten die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Sie verrichteten zwei Drittel der Arbeit, bekämen im Vergleich zu Männern aber nur ein Zehntel des Einkommens und besäßen gerade ein Hundertstel des Privatvermögens.

Für die Bundesregierung begrüßte Familienministerin Christine Bergmann (SPD) die Gäste. Sie rief das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der Frauen aus: „Aber wir wollen es nicht erst am Ende!“ Auch für die Wirtschaft sei es künftig „ökonomisch, auf Frauen zu setzen“. Frauen, so Bergmann, haben die besseren Noten beim Abitur und erwerben die besseren Hochschulabschlüsse. Die Ministerin verwies auf die neuen Gesetze der rot-grünen Koalition zur Verbesserung der Situation von Familien. Sie kündigte zudem eine Untersuchung zum Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in der Bundesrepublik „in den nächsten Wochen“ an. Der an der eigenen Parteiführung gescheiterte Gesetzentwurf zur Gleichstellung in der Privatwirtschaft sei noch nicht verloren. „Der liegt nämlich in meiner Schublade.“

Die Weltgewerkschaft legte gestern einen 160 Seiten langen Tätigkeitsbericht vor. Demnach setzte sich UNI im vergangenen Jahr für Menschenrechte in Korea ein, streikte für freie Medien in Prag, kämpfte gegen die Privatisierung der Post in Japan, gegen Zwangsarbeit und Menschenhandel, gegen Gewalt an Frauen und für den weltweiten Schutz von Hauspersonal.

Entstanden ist UNI aus dem Zusammenschluss von vier globalen Organisationen, denen insgesamt 1.000 Gewerkschaften in 140 Ländern angehören: die Kommunikations-Internationale, der Verband FIET für Privatangestellte und den Dienstleistungssektor, die Internationale Graphische Föderation und die Medien- und Unterhaltungs-Internationale. UNI ist in die vier Sektionen Afrika, Amerika, Asien und Europa sowie die Fachabteilungen Frauen, Jugend und Fach- und Führungskräfte gegliedert.

Regelmäßige, weltweite Treffen der nun in UNI organisierten Frauen gab es schon vor der Fusion. Die diesjährige Konferenz gliedert sich in sechs Arbeitsgruppen zu dem Thema „Neue Technologie, neue Wirtschaft – Frauen als Gewinnerinnen?!“.

Im Vorfeld des Kongresses warnten Gewerkschafterinnen vor neuen „gläsernen Decken“ auch in Europa. Diese würden Frauen „immer noch am Aufstieg hindern“ und sie in den „Call-Center-Sektor“ verbannen. Kurt von Haaren, früher Chef der Deutschen Postgewerkschaft und bis zu den Neuwahlen am 9. September UNI-Präsident, verwies auf die Chance, „im neuen, digitalen Kapitalismus“ auch die „geschlechtsspezifische, digitale Kluft“ zu überwinden.

Informationen: www.union-network.org