Europa soll Durban-Gipfel aus Geiselhaft befreien

Die Israel-Feinde haben den Antirassismusgipfel im südafrikanischen Durban gekidnappt, behaupten die USA und Israel und fahren nach Hause. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf der EU

BERLIN taz ■ Nach dem Rückzug Israels und der USA von der UN-Antirassismuskonferenz in Durban versuchten die übrigen Länder gestern, ein Scheitern noch zu verhindern. Die Europäische Union wolle „geeinigt“ bleiben, sagte der belgische Außenminister Louis Michel in seiner Funktion als EU-Ratsvorsitzender.

Die Präsidentin der Konferenz, die südafrikanische Außenministerin Nkosazana Dlamini-Zuma, rief in der Nacht zum Dienstag ein informelles Treffen ein, um an einem Entwurf für eine völlig neue Abschlusserklärung zu arbeiten. An den Gesprächen nahm neben Michel der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, teil. Die Bundesregierung setzt ebenfalls auf eine gemeinsame EU-Strategie. „Ein gesondertes deutsches Vorgehen wird es nicht geben“, betonte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin.

Die USA und Israel beschuldigen die Arabische Liga, die Konferenz in Durban „gehijackt“ zu haben. Beide Staaten hatten den Gipfel am Montag wegen des Streits um israelkritische Passagen in einem Entwurf für die Abschlusserklärung verlassen. Das arabische Lager wollte Israel für seine Politik in den palästinensischen Autonomiegebieten verurteilen. Trotz der Abreise der offiziellen Delegation werden die USA auf der Konferenz weiterhin durch ihren Generalkonsul in Südafrika vertreten sein. Kritiker äußerten den Verdacht, die USA wollten mit ihrem Rückzug dem für sie schwierigen Thema einer Anerkennung von und Entschädigung für Kolonialismus und Sklaverei ausweichen.

Die Generalsekretärin der Konferenz, die UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson, wollte gestern nicht von einem Scheitern sprechen. „Wir sind zurück auf Kurs.“ Aber: „Die Zeit ist knapp.“ Der Durban-Gipfel endet am Freitag. NM

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