Gesichtskontrolle kommt nicht sonderlich gut

■ Zehn Jahre Angie's Nightclub: Jubiläumsabend im Schmidts Tivoli mit vollem Künstlerkontingent

Mitten auf dem Kiez führt eine alte Holztreppe hinauf in die ehrenvollen Hallen. Innen Holz an den Wänden, kuschelige Sessel rund um eine kleine Tanzfläche, an der Rückwand heimelige Séparées. Das Schmidts Tivoli kommt in diesem Sommer aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Seit Zehn Jahren begeistert es mit Theaterrevue- und Kabarettprogrammen die Kiezbesucher. Angie's Nightclub direkt nebenan steht dem auf der Club-ebene in nichts nach und auch hier knallen in diesen Tagen die Sektkorken, große offizielle Geburtstagsparty ist am 7. September.

Benannt nach seiner Gründerin, der legendären Soulsängerin Angie Stardust ist Angie's seit nunmehr zehn Jahren von Mittwoch bis Samstag Anlaufstelle für alle, die mit Live-Jazz gut unterhalten werden wollen. Heute steht die junge, quirlige Sängerin Floy als Gastgeberin in würdiger Nachfolge der Namensgeberin. Ihr Künstlername ist eine Mischung aus „Flower“ und „Joy“. Und wer im Angie's feiern will, kann bis heute sicher sein, einen Abend mit hervorragender Musik der vierköpfigen Angie's Band und grandiosem Gesang internationaler Künstler zu verleben.

„Jeder Abend ist ein anderes Live-Happening“, erzählt Floy, „und das Publikum ist immer Teil des Geschehens.“ Das sieht dann so aus: Schon nach wenigen Minuten ist die winzige Tanzfläche dicht, die einen kreisen ihre Hüften zu flotten Jazz-Soul-Rhythmen, andere ho-cken an der Bar und nippen an den erlesenen Kreationen, die sich Barchef Jürgen Behrends einfallen lässt.

Feinste handgemachte Live-Klänge und Soul-Blues-Funk aus der Konserve wechseln sich halbstündig die ganze Nacht hindurch ab. Mittwochs steht Nachwuchsstar Roger Cicero jr. am Mikrophon. Donnerstag bis Samstag von 22 bis 4 Uhr empfangen Floy und ihre Band die Gäste und sorgen dafür, dass sie in ausgelassener Stimmung wieder nach Hause gehen. Dazu steigt die zierliche Sängerin und Gastgeberin auch schon mal auf einen umgedrehten Bierkasten. Floy stammt aus Frankfurt, hatte dort eine gleichnamige Band und sang irgendwann auch mal bei Culture Beat. Sie hatte einen Plattenvertrag und brachte ein Album (Shamelessly) heraus.

Wer nun aber glaubt, hier in einem flauschigen Altherrenclub mit weichgespülter Fernsehmusik zu landen, der irrt. „Die Angie's Band ist keine Top-40-Band aus dem Festzelt“, sagt Floy, „sie benutzt bekannte Melodien und interpretiert sie neu. Das ist eine absolut einzigartige Mischung.“ Das Angie's ist nicht bloß ein kurzlebiger, trendiger Szeneclub. Zu seinen Besonderheiten gehört auch die fehlende Gesichtskontrolle. Prominente können hier fast unbehelligt einen entspannten Abend verleben. Udo Lindenberg, Marla Glenn, Melissa Etheridge, alle waren sie schon da. Und manch einer hat auch schon spontan zum Mikrophon gegriffen, wie Bonnie Tyler. Viele begabte Jungsänger bekamen von Floy ihre Chance, manches Talent wurde hier entdeckt.

Zur großen Jubiläumsveranstaltung werden sie alle da sein, zehn Künstler, die regelmäßig im Angie's auftreten. Darunter Robbie Smith, Mikel Allen, Cynthia Utterbach, Catherine und Natalie Dorra. Doch mit einem Galaabend gibt sich das feierfreudige Schmidt nicht zufrieden. Und so werden die zehn Highlights in den kommenden zehn Festwochen alle noch einmal mit Soloabenden wiederkehren.

Annette Stiekele

10 Jahre Angie's Nightclub: Gala am 7. September, ... Uhr, Schmidts Tivoli, Spielbudenplatz