Mehr Sprachvielfalt im EP

Europaabgeordnete sollen auch nach der Osterweiterung sprechen können, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist

STRASSBURG dpa ■ Im Europaparlament soll auch nach der EU-Erweiterung jeder Abgeordnete uneingeschränkt in seiner Muttersprache reden können. Das sieht ein Bericht vor, den der Vizepräsident des Parlaments, der italienische Konservative Guido Podesta, gestern in Straßburg vorstellte. Allerdings sollen beim Sprachendienst Kosten durch Vereinfachung reduziert werden. Die Abgeordneten sollen noch im Herbst über den Bericht abstimmen.

Podesta geht davon aus, dass bis zu den nächsten Europawahlen im Juni 2004 bis zu zehn neue Mitgliedstaaten Abgeordnete ins EP entsenden werden. Das wären Polen, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Zypern und Malta. Dadurch würde die Zahl der Amtssprachen von derzeit 11 auf 21 steigen. Das würde für die Dolmetscher 420 Sprachkombinationen bedeuten. Die Kosten hierfür würden von derzeit 274 Millionen Euro – fast ein Drittel des Parlamentshaushalts – auf 1,04 Milliarden Euro steigen. Podesta schlägt deshalb vor, so genannte Relais-Sprachen einzusetzen. Dänisch würde dann nicht direkt übersetzt, sondern zuerst etwa ins Englische, Französische oder Deutsche und danach in die anderen Sprachen. Das würde Kosten sparen, weil weniger Dolmetscher für Dänisch gebraucht werden. Durch Relais-Sprachen geht aber die Spontaneität verloren, es kommt zu Fehlern und Zeitverzögerungen. Über die Zahl der Relais-Sprachen herrscht Podesta zufolge noch Uneinigkeit.