Straße blockiert

Kreuzberger Anwohnerinitiative will heute eine dauerhafte Sperrung des Görlitzer Ufers durchsetzen

Rechtzeitig zur Einschulung sollen die Erstklässler der Kreuzberge Fichtelgebirgs-Grundschule heute auf der Straße spielen können. Deshalb sperrt eine Anwohnerinitiative ab 11 Uhr einen Teilabschnitt des Görlitzer Ufers eine Stunde lang ab. Damit will die Initiative Druck auf Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) ausüben, der sein Veto gegen die geplante Dauersperrung eingelegt hat. Obwohl als Spielstraße ausgewiesen, ist die Strecke in dem schon weiträumig verkehrsberuhigten Wrangelkiez stark befahren, weil viele Autofahrer sie als schnelle Verbindung zwischen Neukölln und Treptow nutzen. Deshalb hat die Anwohnerinitiative die Sperrung beantragt, die behördlich genehmigt und von der Bürgervollversammlung Kreuzberg beschlossen wurde.

Doch eine Notgemeinschaft Kreuzberger Gewerbetreibender fürchtet eine Einschränkung des Lieferverkehrs und hat Einspruch bei Senator Strieder eingelegt. Karin Gabbert von der Anwohnerinitiative betont, dass der Umweg über andere Straßen nur drei Minuten länger dauern würde. „Dann akzeptieren wir den Zeitfaktor nicht als Gegenargument zur Sicherheit der Kinder.“

Auch Helmut Knieper, Quartiersmanager des Kiezes, ist „persönlich für die Sperrung“. Er hält eine Lösung zwischen Gewerbetreibenden und Anwohnern für denkbar. „Wenn man es politisch will, dann kann man es auch mit technischen Mitteln durchführen.“ Es müsse eine Möglichkeit gesucht werden, den Lkw-Verkehr umzuleiten.

Im Hause Strieder hat man jedoch in Sachen Sperrung „ernst zu nehmende Bauchschmerzen“. Denn eine „richtige“ Sperrung mit neuer Pflasterung und Bepflanzung koste 700.000 Mark, so Pressesprecherin Petra Reez. Da gebe es wichtigere Projekte im Kiez. Dennoch zeigt man verhaltene Kompromissbereitschaft. Eine Probesperrung sei durchaus denkbar und könne zeigen, ob der befürchtete Ansturm auf die Nachbarstraßen tatsächlich ausbleibt. „Auch in unserem Haus sind Fehler gemacht worden“, räumt Reez ein. Es habe zu wenig Dialog stattgefunden. Nun hofft sie auf eine Wiederaufnahme der Gespräche.

FRIEDERIKE GRÄFF