: Flirt mit Putschisten
Auf den Fidschi-Inseln ist der Expremier zur Koalition mit Putschisten bereit, die ihn im vergangenen Jahr stürzten
SUVA taz ■ Der nach dem Putsch vor 15 Monaten auf den südpazifischen Fidschi-Inseln vom Militär eingesetzte Übergangspremier Laisenia Qarase würde gern auf seinen Wahlsieg ein paar Schalen des berauschenden Nationalgetränks Kava trinken. Seine Partei des Vereinten Fidschi (SDL) ist aus den vorgezogenen Wahlen mit 31 der 71 Sitze als stärkste Fraktion hervorgegangen. Politische und persönliche Feindschaften, ethnische Animositäten, unterschiedliche Stammeszugehörigkeiten und Wirtschaftsinteressen lassen aber keine Zeit für Siegesfeiern. Denn Qarase braucht für die Regierungsbildung Koalitionspartner.
Königsmacher ist ausgerechnet der noch inhaftierte Putschführer George Speight mit seiner Konservativen Allianz (KA). Sie wurde auf Anhieb mit sechs Sitzen drittstärkste Partei. Qarase war noch am Samstag zuversichtlich, mit Kleinstparteien und Unabhängigen eine Koaltion bilden zu können. Als dann jedoch die KA ihre Forderung nach Amnestie für die Putschisten aufgab, wurde wieder alles offen.
Eine kleine Partei indischstämmiger Wähler zog ihre Koalitionszusage zurück und forderte Qarase auf, eine Regierung der „nationalen Einheit“ unter Einbeziehung der Labor-Partei von Mahendra Chaudry zu bilden. Der war 1999 Fidschis erster indischstämmiger Ministerpräsident geworden. Doch Putschist Speight wollte die Macht der eingeborenen Fidschianer wieder stärken und entmachtete Chaudry, indem er ihn und andere 52 Tage lang als Geisel hielt.
Hintergrund des Putsches durch den Holzunternehmer Speight war der Streit zwischen Häuptlingen, Landbesitzern und Unternehmern mit der Regierung Chaudry darüber, wer von der Ausbeutung der Mahagoniwälder profitieren soll. Den eingeborenen Fidschis gehören 83 Prozent des gesamten Landes.
Die jetzige Wahl hat die ethnischen Spannungen nicht verringert. Die indischstämmigen Fidschianer haben fast geschlossen Chaudrys Labor-Partei gewählt, während die weniger vereinten Ureinwohner mehrheitlich für die SDL Qarases votierten. Paradoxerweise verhandelt der als machtgierig verschrieene Chaudry jetzt sogar mit seinem ehemaligen Geiselnehmer über eine Koalition. „Was nützt Versöhnung, wenn wir uns nicht vergeben können?“, sagte Chaudry, als er die Verhandlungen mit Speight einräumte.
Das Militär hat für heute die Vereidigung einer Regierung angekündigt. Doch gestern war noch völlig offen, welche Koalition zusammenkommt. Chaudry hat Qarase jedenfalls schon abgesagt. MICHAEL LENZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen