Kein Tag für Fußball

Bei der Champions-League-Partie zwischen Schalke 04 und Panathinaikos Athen spielt das Spiel kaum eine Rolle. Wenigstens für gestern und heute sagte die Uefa alle weiteren Europacup-Spiele ab

„Wir sind auf dem Platz, um Fußball zu spielen. Nicht um zu denken“

aus Schalke HOLGER PAULER

Ruhige, meditative Klänge erwarteten Aktive und Zuschauer beim Eintritt in die Arena „Auf Schalke“. Es herrscht eine gedämpfte, fast sakrale Stimmung. Schweigende Menschen mit ernsten Mienen. Der TV-Sender Premiere World verzichtete bei seiner Live-Übertragungen gar auf begleitende Kommentare.

Die auf Schalke so lang ersehnte Euro-Party fiel aus. Sosehr sich die Beteiligten auch bemühten, realistisch lassen sich die (Nicht-)Leistungen der beiden Mannschaften bei der Champions-League-Partie zwischen Schalke 04 und Panathinaikos Athen kaum beurteilen. Das nackte Ergebnis – das 0:2 aus Schalker Sicht – sagt nicht annähernd etwas über den Fußballabend aus. Der Schock vom Nachmittag, von den Bildern aus New York, saß einfach zu tief. Es war ein verdammt schlechter Tag, auch für den Fußball.

„Wenn wir und nicht die Uefa Veranstalter gewesen wären, hätte das Spiel niemals stattgefunden“, sagte Schalkes Manager Rudi Assauer nach dem Spiel. Aber nicht nur die Partie in Gelsenkirchen fand statt; der gesamte Champions-League-Spieltag wurde durchgezogen, koste es, was es wolle. Immerhin wurde eine Gedenkminute für die „Opfer der Terroranschläge in den USA“ eingerichtet.

Gespielt wurde leider auch. Zumindest tat man so. Ergebnis der ersten 45 Minuten: keine Chancen, keine Torschüsse, keine Fouls. Die Statistik in der „Uefa Half Time Summary“ brachte es auf den Punkt: „Shots on Goal: 0, Shots Wide: 3.“ In der zweiten Halbzeit glich sich das Bild. Uninspiriertes Mittelfeldgeplänkel, dazu immer wieder planlos nach vorne geschlagene Bälle, die auf dem feuchten Boden zwangsläufig ins Aus rutschten. Erst als die Schalker ihre Abwehr etwas entblößten, kamen die Gäste zu ersten Torchancen, die sie auch gleich erfolgreich abschlossen, zunächst per Freistoß (Vlaovic /75.), dann nach einem Konter (Bassinas/80.). Innerhalb weniger Minuten war das Spiel entschieden.

Die Tore wirkten wie eine Erlösung für alle Beteiligten. Während die Gästefans vorsichtig feierten, verließ die Schalker Fangemeinde schweigend die Arena. Kein Murren, keine Missfallensbekundungen. Die Mehrheit war froh, endlich die Heimreise antreten zu können, bis zum Schlusspfiff war das Stadion leer.

Ihre Champions-League-Premiere hatten sich auf Schalke alle anders vorgestellt, demonstrativ versuchten Spieler und Trainer im Nachhinein das Spiel ausschließlich aus sportlicher Sicht zu analysieren. „Wir können die schlechte Leistung nicht mit den Vorkommnissen in den USA erklären“, bemühte sich Huub Stevens hinterher als fairer Verlierer. Überzeugend wirkte das jedoch nicht. Zu schwach, zu emotions-, vor allem aber zu teilnahmslos war das Auftreten seiner Mannschaft gewesen. Es ging einfach um zu viel, als dass sich eine Mannschaft, die monatelang auf diesen Termin hingearbeitet hat, derart präsentiert.

Natürlich wussten alle Bescheid: Nico van Kerckhoven hatte nach dem Mittagsschlaf von der Tragödie in New York erfahren und bekannte: „Wenn man die Bilder im Fernsehen gesehen hat, kann man sich nicht 90 Minuten auf das Spiel konzentrieren.“ Den anderen Spielern ging es ähnlich. Oliver Reck wollte sich gar nicht zum Spiel äußern und verschwand mit dem Satz: „Am liebsten hätte ich nicht gespielt.“ Im Nachhinein wäre das die einzig akzeptable Entscheidung gewesen.