Bombenalarm in Kuala Lumpur

In Malaysias Hauptstadt wird das höchste Gebäude der Welt nach Bombendrohung evakuiert. Nebenan wollte sich der US-Generalstabschef mit asiatischen Militärs treffen

Malaysias Premierminister Mahathir äußert sich beunruhigt über erwartete Vergeltungsschläge der USA

BERLIN taz ■ Im Zentrum der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur sind gestern Morgen nach einer Bombendrohung mehrere tausend Menschen aus den Petronas Twin Towers evakuiert worden. Sechs Personen fielen dabei in Ohnmacht. Die 452 Meter hohen Doppeltürme mit großem Einkaufszentrum in Keller und Erdgeschoss sind das höchste Bürogebäude der Welt. Dort arbeiten 6.000 Menschen.

Nach Polizeiangaben hatte ein anonymer Anrufer um 9.15 Uhr die Gebäudeverwaltung vor einer Bombe in einem der beiden Türme gewarnt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Bernama. Bombenspezialisten hätten darauf das 88-stöckige Gebäude für drei Stunden durchsucht, ohne einen Sprengsatz zu finden. Mittags wurden die Türme wieder freigegeben.

Sie befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Mandarin-Hotels. Dort fand seit Montag ein Teffen des US-Generalstabschefs Eric Shinseki mit asiatischen Militärführern statt. Wegen der Anschläge in den USA hatte Shinseki seinen Aufenthalt in Kuala Lumpur jedoch abgebrochen und sich gestern auf den Weg in die Heimat gemacht. Die Militärkonferenz wurde trotz des Bombenalarms im Nachbargebäude fortgesetzt. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Bombendrohung später als „schlechten Scherz“.

Die US-Botschaft forderte ihre Landsleute in Malaysia auf, „im hohen Maße wachsam zu sein und angemessene Schritte zu unternehmen, um ihre Verletzbarkeit zu reduzieren.“ Allerdings lägen keine Informationen über konkrete Bedrohungen vor.

Regierungschef Mahathir sagte nach einem weiteren Bombenalarm, diesmal im 23-stöckigen IBM-Hochhaus am Rand Kuala Lumpurs, seine für den Abend geplante Auslandsreise ab. Sie sollte ihn unter anderem nächste Woche nach Berlin und München führen. Nach Evakuierung von 2.000 Menschen und dreistündiger Durchsuchung ohne Bombenfund wurde das IBM-Haus wieder freigegeben.

Der für seine antiwestliche Rhetorik bekannte Mahathir sagte zu den Anschlägen in den USA, er sei traurig, dass die Angriffe stattgefunden hätten. „Was mich aber auch beunruhigt, ist, dass es Vergeltung geben wird, und wegen der Angriffe werden die USA definitiv zurückschlagen.“ In Kuala Lumpur wurden die Sicherheitsmaßnahmen vor Botschaften und auf dem Flughafen verstärkt. Die Börse blieb geschlossen.

Der autoritäre Muslim Mahathir stößt insbesondere bei Islamisten auf wachsende Opposition. 60 Prozent der Malaysier sind Muslime. Auch die PAS, die gößte islamistische Oppositionspartei, verurteilte die Anschläge in den USA. In Malaysia ist seit einiger Zeit aber auch eine Tendenz zur Gewalt durch einzelne Islamisten zu beobachten. Im Juli 2001 überfiel eine islamistische Sekte zwei Armeedepots. Und malaysische Staatsbürger werden verdächtigt, an Bombenanschlägen mutmaßlicher Islamisten in Indonesien beteiligt gewesen zu sein. SVEN HANSEN