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Freude und Dialog

„In meiner Notunterkunft für Obdachlose wurde gefeiert“, berichtet eine Mitarbeiterin des Projekts. Ähnlich wie ihr Kollege war sie zunächst entsetzt: „Mir bleibt da jeder weitere Gedanke im Halse stecken angesichts des unglaublichen sinnlosen Tötens.“ Als die Mitarbeiter die Nachricht von der Freudenfeier am nächsten Tag erhalten hatten, haben sie die Obdachlosen erst einmal zur Ruhe gerufen. Doch dann kamen die Fragen.

Seitdem hängt in der Unterkunft ein 1929 von Brecht geschriebenes Gedicht über den „verschollenen Ruhm der Riesenstadt New York“: „Welch ein Bankrott! Wie ist da ein großer Ruhm verschollen! Welch eine Entdeckung: Dass ihr System des Gemeinlebens denselben jämmerlichen Fehler aufwies wie das bescheidener Leute“.

Die Mitarbeiterin sagte dazu: „Gestern habe ich noch alle zusammengepfiffen, wegen ihrer Freude, und wusste doch auch, dass ihr Hochhaus aus Träumen und Sehnsüchten seit langer Zeit im Schneckentempo zusammenfällt, ohne dass sie die Kraft hätten, ihrer Wut irgendeine Form zu geben.“

Aus den Fragen wurde inzwischen ein Dialog. Die klammheimliche Freude über den Anschlag – nicht über die Opfer – blieb. Die taz notiert eines der Gespräche.