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Die berechnete Globalisierung

Vereinte Nationen und GTZ stellen in Berlin Weltinvestitionsbericht 2001 vor: Ausländische Direktinvestitionen – ein Indikator für die Geschwindigkeit der Globalisierung – stiegen im vergangenen Jahr sprunghaft. Afrika nach wie vor größter Verlierer

von CONSTANTIN VOGT

Glaubt man der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), ist die Geschwindigkeit der Globalisierung berechenbar. „Der wichtigste Faktor dafür sind die ausländischen Direktinvestitionen“, so Albrecht Graf von Hardenberg, Wirtschaftsexperte der GTZ. Die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (Unctad) hat nachgerechnet und gestern mit der GTZ in Berlin das Ergebnis vorgestellt: Die Globalisierung war im vergangenen Jahr so dynamisch wie nie zuvor. Um 18 Prozent sind die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) – also grenzüberschreitende Geldflüsse – in die Höhe geschnellt. Folgt man der GTZ, heißt das: Die Welt ist im Jahr 2000 um 18 Prozent globaler geworden.

„Mit ausländischen Direktinvestitionen versuchen transnationale Konzerne, Einfluss auf das Management eines Unternehmens in einem anderen Land zu gewinnen“, heißt es in dem gestern vorgestellten „World Investment Report 2001 der Vereinten Nationen. Die Höhe der Investitionen erreichte nach diesem mit 1,3 Billionen US-Dollar einen neuen Rekordwert – eine Summe, die um ungefähr sechsmal so hoch ist wie die weltweite öffentliche Entwicklungshilfe.

Die größten Geldgeber sind nach dem Bericht General Electric, ExxonMobil (beide USA) und die Royal Dutch/Shell Group (Holland/England). Einziges deutsches Unternehmen unter den „Top 10“ ist DaimlerChrysler. Andererseits waren die USA auch das größte Zielland der Investitionen – 281 Milliarden Dollar flossen in die Staaten. Deutschland lag mit 176 Milliarden Dollar auf Platz zwei. Die einzigen Entwicklungsregionen auf den vorderen Rängen waren China und Hongkong. Der Anteil Afrikas an den ADI-Strömen lag bei 9 Milliarden Dollar – weniger als ein Prozent der Gesamtsumme. Lateinamerika kam auf 86 Milliarden, die asiatischen Entwicklungsländer auf 143 Milliarden Dollar.

„Die Entwicklungsländer können prinzipiell zufrieden sein“, meinte dennoch GTZ-Experte Hardenberg. Seine Begründung: Insgesamt würden die Entwicklungsländer einen Zuwachs der Direktinvestitionen auf 240 Milliarden Dollar verzeichnen. Gabriele Köhler, Unctad-Vertreterin, verwies mit alten Worthülsen auf neue Strategien der Förderpolitik: „Wichtig ist, dass die Investitionen in die entwicklungspolitischen Prozesse des Empfängerlandes eingebettet werden, so ein ernst zu nehmender Wettbewerb und Arbeitnehmerrechte gesichert werden.“ Für 2001 erwartet die Unctad einen Rückgang der Direktinvestitionen. Köhler: „Es wird weniger grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen geben als im Jahr 2000.“

Weltinvestitionsbericht unter www.un.org/publications

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