Was würde Bob Marley sagen?

1.600 SchülerInnen demonstrierten gegen Terror und vor allem gegen den drohenden Krieg. Tränen waren auf dem Ku’damm nicht zu sehen – gefühlvoll war nur die Musik

Keine Tränen, keine Blumen, keine Umarmungen: Wer gestern gegen Krieg und Terror demonstrierte, verzichtete auf großes Gefühl. Rund 1.600 Schüler liefen mit Transparenten an den Edelboutiquen des Ku’damms vorbei, deren Besitzer den Zug aus sicherem Abstand verfolgten. Bob Marley tönt aus dem Lautsprecherwagen, auf dem Rückfenster fragt ein Schild, was der Reggaestar dazu sagen würde. Was die Schüler sagen, ist eindeutig: kein Krieg nach den Attentaten in den USA.

Stets werde die „uneingeschränkte Solidarität mit Amerika“ beteuert, meint Rita von der Antikriegsinitiative der Anna-Freud-Oberschule, die zusammen mit den Falken, der Sozialistischen Jugend Deutschlands, den Protest organisiert hatte. Dabei sei Frieden wichtiger als jede Solidarität, betont Rita. Eine Bestrafung der Täter ja, aber auf keinen Fall Krieg.

Antiamerikanische Töne hört man kaum. Nur einer will dringend mitteilen, dass er auch gegen die USA demonstriere und gegen ihre rücksichtslose Interessenpolitik. Aber in den Ansprachen ist davon nichts zu spüren. „Wir dürfen unsere bisherigen Freiheiten nicht aufgeben“, heißt es in der Erklärung der Organisatoren. „Krieg ist das Mittel, auf das sie sich eingestellt haben“, sagt der Sprecher, „aber internationale Solidarisierung gegen Terrorismus ist die einzige Lösung.“ Klatschen bei den Teilnehmern. Nur ein dicklicher McDonalds-Gast sieht das anders. „Ich würde selber in den Krieg gehen“, schreit er von seinem Stuhl und vertreibt die Flugblattverteiler, bis ihn eine Kellnerin beruhigt. FRIEDERIKE GRÄFF