: Windmühlen im Eigenheim
■ Neues Spiel, neues Glück: Dieter Hinrichs „widu-theater“ startet in die neue Saison
Es war ein Kraftakt: Seit April dieses Jahres werkelt Dieter Hinrichs an seinem Theater „Hof 19“ im ehemaligen Pressevertrieb der Oldenburger Bahnhofstraße. Das ist die neue Spielstätte seines „widu-theater“. Zugleich liefen die Proben zu „Don Quichote“, der heute abend zur Eröffnung des Hauses über die Bühne reitet.
taz: Wie fühlt man sich als frischgebackener Hausherr?
Dieter Hinrichs: Es gab noch gar keine Zeit, sich zu fühlen. Aber bei den Probenarbeiten wurde schon spürbar, dass es sich einlöst, in Ruhe arbeiten zu können und alles wirklich an einer Stelle zu haben. Denn ich arbeite Personal-extensiv, bin mein eigener Techniker, Buchhalter und was sonst noch dazu gehört.
Ein ziemliches Wagnis, in Oldenburg ein weiteres Haus zu eröffnen, oder?
Es gibt in der LAGS (Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur) und in meinem Umfeld viele Leute, die das als ziemlich riskant bezeichnen. Aber wir hatten in den zwei Jahren in der Theaterfabrik Rosenstraße (Red. in Kooperation mit dem „Theater Wrede“ ) nur positive Erfahrungen und hundert Prozent Auslastung. Die wirtschaftliche Konzeption ist so, dass das Publikum in den nächsten zehn Jahren kommen muss. Das heißt: Wir müssen uns Publikum im Umland erschließen.
Gibt es dazu ein Konzept?
Wir bleiben bei der Bedienung der drei großen Zielgruppen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – und werden im Wechsel entsprechende Produktionen anbieten. Das heißt auch, dass wir mehr mit unserem Repertoire arbeiten. Aber neben dem qualifizierten Unterhaltungstheater, das wir bieten, wollen wir auch mehr wagen, mehr selbst schreiben. Das sollte so ein Fifty-fifty-Verhältnis sein. Und wir sind nah am Publikum, mit 99 Sitzplätzen und einer Bühne von 9 x 8,50 Meter.
Die Finanzierung?
So ungefähr ein Eigenheim, also etwas über 300.000 Mark. Da ist ein hoher Eigenanteil drin, EU-Gelder, Landesgelder, die EWE hat was dazu getan und die Stadt ein ganz bisschen.
Heute wird auch am Staatstheater die Schauspielsaison eröffnet, unter einem neuen Intendanten. Seid ihr schon auf Tuchfühlung gegangen?
Rainer Mennicken hat sich selbst mal vorgestellt und gesagt, wenn mal was nötig und möglich ist, dann ist er dabei. Das sind also positive Signale für eine Zusammenarbeit. Diese Gespräche sind mit allen aus der freien Szene gelaufen.
Es gibt jetzt auch die neue Theaterzeitung unter Redaktion des Staatstheaters und im Verlag der Nordwest-Zeitung, da haben wir auch einen Platz, zu – sagen wir mal – sehr guten Anzeigenkonditionen. Das hat uns schon mehr Vorbestellungen eingebracht.
Fragen: Marijke Gerwin
verer
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