Neue Patienten verhindern

■ Das Albertinen-Krankenhaus bietet im „Physikofitt“ medizinisches Fitnesstraining für alle

Fitness im Krankenhaus – das klingt wie Fasten im Schlaraffenland oder Geburtstag auf dem Friedhof. Das Albertinen-Krankenhaus schlägt diese Brücke und bietet „medizinisch-therapeutisches Fitness- und Wellness-Training“ in seinem Gesundheitszentrum „Physikofitt“. Hier trainieren tagsüber Patienten, von 16 bis 20 Uhr ist für alle geöffnet, die keine Patienten werden wollen.

„Wir wollten weg von der reinen Reparaturmedizin, bei der das Krankenhaus am Ende der Behandlungskette steht“, erläutert Professor Haseborg die Idee des Physikofitts. Betritt man die im Keller des Bettenhauses A gelegenen Trainingsräume, wechselt die Farbe des grauen PVC-Krankenhausbodens in etwas lebendigeres ocker. Die Bilder an den Wänden sind bunter als in den Zimmerfluren. Alles, was nicht unbedingt farblos sein muss, ist angenehm coloriert.

In den Gymnastik - und Geräteräumen trifft man keine gedopten Six-Pack-Waschbrett-Gockel, die sich anderswo zu Tranceklängen vor dem Spiegel anhimmeln: Das Stamm- und Zielpublikum des Physikofitt bewegt sich altersmäßig zwischen 45 und 65 Jahren. „Es geht um Qualität, nicht um Körperkult“, betont Leiterin Elisabeth Schumacher. Im Alltag gebe es einseitige Bewegungen, die zu Belas-tungen werden könnten. In diesem Fall kann der Leidende im Physikofitt individuell beraten werden und erhält einen persönlichen Trainingsplan. Dabei bietet das Physikofitt neben den klassischen Fit-nessgeräten und -kursen auch Außergewöhnliches wie das himmelblaue „Stangerbad“. Hier wird zur Schmerz- und Wundlinderung elektrischer Strom via Wasser auf den Körper verteilt. Zeitgleich kann man eine Unterwasserdruckstrahlmassage genießen. Einen Raum weiter werden auf dem „Schlingentisch“ die Gelenke gedehnt. Auf den 750 Quadratmetern Fläche arbeiten 15 staatlich geprüfte Physiotherapeuten und Masseure.

Aus dem Schwimmbad klingen passend zu den Wassertemperaturen (33 Grad) karibische Rhythmen. Patienten können im Bett bis an den Beckenrand gerollt werden. Per elektronischem Schwimmbadlift geht es dann automatisch ins warme Nass zum Aqua-Training. Neben dem Pool steht die Sauna. „Textil-Sauna“ wurde abgeschafft, weil alle FKK wollten, so Schumacher.

Zu trinken gibts Wasser und Saft, „die klassische Leistung, ohne das Drumherum“. Man wolle die Preise niedrig halten: Ein Abend im Physikofitt kostet 15 Mark, die Dreimonatskarte 240 Mark. Das kommt offenbar an: Seit seiner Eröffnung im April ist das Physikofitt fast immer ausgebucht. Mike Liem

Zugang zum Physikofitt über Haupteingang Albertinen-Krankenhaus, Süntelstr. 11a, oder über eigenen Parkplatz, Hogenfelder Stieg. Weitere Infos unter 55 88 25 35