Tbc, Schlafapnoe & Co.

■ Der „4. Deutsche Lungentag“ am Zentralkrankenhaus Ost wollte vor allem informieren / Rauchen ist immer noch Lungenkrebs-Auslöser Nr.1

Die ältere Frau hält eine Art „Guckrohr“ am oberen Ende eines dünnen Schlauchs in der rechten Hand und lässt sich die Linke von einem Arzt führen. Mit der führt sie langsam den schwarzen Schlauch durch die Nase des Patienten ein, durch den Rachenraum, passiert die Stimmbänder und erreicht schließlich – Lämpchen voran – die Bronchien und die Lunge.

Eine Bronchoskopie hat stattgefunden - allerdings nicht an einem lebenden Objekt, sondern nur an einem Übungs- unf Demonstrationstorso aus Kunststoff. Die Umstehenden konnten das Geschehen am offenen Brustkorb genau verfolgen.

Der Fachmann: „Die Bronchoskopie gibt es seit 1967. Damals benutzte man eher noch Rohre als Schläuche, und die waren viermal so dick wie heute. Das ging nur bei Vollnarkose.“ Heute verfolgen einige PatientInnen ihre eigene Untersuchung auf einem Bildschirm. Der größte Teil dieser Patienten hat ein „Bronchialkarzinom“, im Volksmund „Lungenkrebs“.

Die Oberärztin Dr. Karin Eberhardt berichtet von ihren Erfahrungen: Als sie 1964 an die Lungenklinik gekommen sei, wäre Tuberkulose noch die bekannte Lungenkrankheit gewesen. Nur 20 Prozent der Lungenerkrankungen seien Tumore gewesen, heute seien es mindestens 50 Prozent. Von diesen 50 Prozent gehen wiederum vier Fünftel auf das Rauchen zurück. Passend dazu liefen die BesucherInnen im Eingangsbereich der Klinik direkt auf eine Ausstellung der WHO zu. Titel: „Tabak. Eine Ausstellung über die Bedeutung des Rauchens.“

Hatte man davon genug schlechtes Gewissen bekommen, konnte man sich die Auswirkungen einer anderen berühmten Lungenkrankheit angucken: In Gläsern eingelegte Lungenscheiben von Tuberkulosekranken aus dem Jahr 1911 – wahrlich kein schöner Anblick. Einziger Trost: Lungentuberkulose ist heute kaum noch in Mitteleuropa anzutreffen.

Neben diesen fürchterlichen Krankheiten haben manche Menschen ganz andere Probleme: Das Schnarchen. Es kann ein relativ harmloses Phänomen sein, außer für eventuell im gleichen Raum Schlafende. Es gibt aber auch Formen von Atemproblemen im Schlaf, die die Betroffenen massiv beeinträchtigen: Die sogenannte „Schlafapnoe“ gehört dazu. Bei dieser Krankheit leidet der Betroffene unter Atemstillständen im Schlaf. Nach einigen Sekunden fährt er dann mit einem laut dröhnenden Schnarchen hoch, schnappt quasi nach Luft und der Schlaf wird unterbrochen. Dr. Guido Korf vom Schlaflabor im ZKH Ost berichtet von einem Patienten, der bis zu 80 solcher Schlafunterbrechungen pro Stunde hatte. „So ein Mensch schläft morgens am Frühstückstisch mit der Kaffeetasse in der Hand wieder ein.“ – Kein Wunder: Bevor ein Betroffener die für die Erholung notwendigen Tiefschlaf- oder Traumphasen erreicht, schreckt er wieder auf. Dr. Korf: „Wir wissen zwar noch nicht, warum wir träumen müssen. Aber dass wir träumen müssen, um die Tageserlebnisse zu verarbeiten, ist klar.“

Er weiß auch von einem Manager zu berichten, der sogar in Sitzungen eingeschlafen war und schließlich seinen Posten verlor. Als er nachweisen konnte, dass er unter Schlafapnoe litt, bekam er seine Stelle wieder – und: Das ständige nächtliche Auffahren muss nicht sein. Allerdings hat ruhiger Schlaf für diese Patienten seinen Preis: Sie müssen jede Nacht mit einer Art Taucherbrille über der Nase schlafen. Durch einen vor die Nase gelegten Schlauch pustet ein Spezialgerät den Schlafenden einen beständigen Lufstrom durch Nase und Rachen, so dass der Zungengrund nicht mehr nach hinten fällt und den Rachenraum nicht verschließt: Die Patienten können gleichmäßig weiteratmen und schlafen ohne Unterbrechungen ihrer Erholung entgegen. Immerhin brauchen sie weder eine Operation, noch müssen sie Medikamente schlucken. Ein einfacher Luftstrom reicht.

Die Schlafapnoe-Patienten sind in der Regel auch dazu bereit, sich jeden Abend an ihr Gerät anzuschließen. „Andere tragen ja auch ohne Protest eine Brille, weil sie sonst nicht genug sehen“, macht Dr. Korf klar. Ulrike Bendrat