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autofreiBerlin tritt voll aufs Gaspedal

Ach ja, da war doch was am Wochenende. Nur gemerkt hat es keiner. Die Weltstadt Berlin, die sich bekanntlich am Niveau anderer Metropolen misst, hat auf ihre Weise des europaweiten autofreien Sonnabends gedacht. Während Paris oder Mailand große Teile ihrer jeweiligen Citys dichtmachten, sperrte das Land nur ganze 500 Meter Straßenland. Drum herum brummte der Verkehr wie eh und je, Busse und Bahnen meldeten „Business as usual“, und vom Ganztagesticket für schlappe 4,20 Mark hat sowieso niemand was gehört. Das Verhältnis von Berlin zu autofrei war ungefähr so wie das zwischen G. Walker Bush und einem gewissen Bin Laden: nämlich feindlich.

Kommentar von ROLF R. LAUTENSCHLÄGER

Verantwortlich für den berlinspezifischen Umgang mit der autofreien Stadt ist weniger die derzeitige Omnipräsenz der beiden Herren Bush und Bin Laden. Sie bilden nur ein Indiz mehr dafür, dass das Thema insgesamt zur Marginalie verkommen ist. Bis auf ein paar unbeugsame Aktivisten von Umweltverbänden fühlt sich kaum jemand von den politisch Verantwortlichen berufen, sich für den autofreien Tag zu engagieren.

Statt aus dem Flop des vergangenen Jahres zu lernen, hat das Land auch in diesem Jahr nur halbherzig für das Umsteigen auf öffentliche Verkehre geworben. Statt der Ignoranz einer besseren urbanen Umwelt mit weiträumigen Sperrungen zu begegenen, erklärt man die Flaniermeile Unter den Linden paradoxerweise zur Fußgängerzone. Und statt aktiv Instrumente gegen die totale Mobilität oder Energieverbrauch zu entwickeln, setzt man weiter auf die Freiwilligkeit der Bleifüße, ihre Kisten stehen zu lassen.

Ist autofreier Tag und nur wenige kriegen’s mit, beweist das nicht zuletzt die Revision rot-grüner Verkehrspolitik, die einstmals mit Konzepten gegen die verkehrsgerechte Stadt angetreten ist. Alternative Verkehrspolitik findet in Berlin seit 100 Tagen nicht nur nicht statt, sondern wird konterkariert etwa durch Pläne, noch mehr Straßenland zu asphaltieren. Da reicht es nicht, wenn der Verkehrssenator eben mal die Linden herunterradelt.

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