Freier Flug nach Afghanistan

Mit Kirgisien öffnet der letzte der GUS-Staaten seinen Luftraum für US-Vergeltungsschläge. Russlands Präsident Putin vor dem Bundestag: Wir haben die neuen realen Bedrohungen nicht erkannt

DUSCHANBE/BERLIN dpa/ap ■ Zur Vorbereitung ihres möglichen Vergeltungsschlages gegen Afghanistan holen sich die USA immer mehr Partner ins Kriegsboot. Als letzte der ehemaligen Sowjetrepubliken ist jetzt Kirgisien offenbar bereit, bei Bedarf seinen Luftraum für US-Flugzeuge zu öffnen.

Der Öffnung des Luftraums über Zentralasien waren intensive Beratungen im Rahmen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) vorausgegangen. Die Initiative dazu hatte der russische Präsident Wladimir Putin gestartet. Der traf gestern zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland ein. Nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte Putin, er habe von Schröder ein ausreichend klares Signal dafür erhalten, dass die Kooperation in Sicherheitsfragen ausgebaut werde. In einer weitgehend auf Deutsch gehaltenen Rede vor dem Bundestag sagte Putin: „Wir haben die neuen realen Bedrohungen nicht erkannt.“ Die Sicherheitsstrukturen der vergangenen Jahrzehnte seien nicht in der Lage, mit der neuen Herausforderung fertig zu werden. Er sei mit US-Präsident Bush darin einig, dass es zum entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus keine Alternative gebe.

Kirgisiens Präsident Askar Akajew erklärte, nach Beratungen mit Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken sei die Antwort auf eine entsprechende Anfrage positiv ausgefallen. Die gesamte zivilisierte Welt müsse bei der Zerschlagung des Terrorismus helfen. Sein Land sei auch zu weiterer Unterstützung bereit, wenn die USA dies wünschten.

Zuvor hatten bereits andere zentralasiatische Staaten ihre Bereitschaft erklärt, mit der internationalen Anti-Terror-Koalition zusammenzuarbeiten. In Usbekistan nahmen gestern US-Spezialisten eine Reihe von Flugplätzen, die als Stützpunkte für mögliche Schläge gegen Afghanistan dienen könnten, in Augenschein. Die Voraustrupps überprüften nach Berichten usbekischer Militärs zwei Militärflugplätze im Süden sowie den Flughafen der Hauptstadt Taschkent. US-Diplomaten in Taschkent dementierten jedoch, dass US-Militärmaschinen bereits in Usbekistan stationiert seien.

In Tadschikistan wurde den USA der größte Flughafen des Landes in der Hauptstadt Duschanbe „für den Fall der Fälle“ angeboten. Das Angebot dazu kam vom russischen Verteidigungsminister Sergej Iwanow, da der Flughafen gemeinsam vom russischen und tadschikischen Militär genutzt wird. Auch Kasachstan und Usbekistan gaben grünes Licht für die Öffnung ihrer Lufträume.

Moskau selbst kündigte an, im Falle eines US-Militärschlages gegen Afghanistan seinen Luftraum für Hilfsflüge zu öffnen und die oppositionelle Nordallianz in Afghanistan mit Waffen in ihrem Kampf gegen die Taliban zu unterstützen. Den USA sollten Erkenntnisse des Geheimdienstes FSB über Personen und Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die als internationale Terroristen gelten.